Stichwort: Sündopfer

Eine besondere Form des Opfers, bei dem der Priester mit dem Blut des Opfertiers besondere Handlungen vornahm.

Das Sündopfer ist eine besondere Form des Opfers. Durch das Sündopfer, bei dem der Priester mit dem Blut des Opfertiers besondere Handlungen vornahm (3. Mose/Levitikus 4), gewährte Gott Sühne für Verstöße gegen das göttliche Gesetz und stellte so die beschädigte Heiligkeit und Reinheit des Volkes und Landes wieder her.

Wenn gegen das Gesetz verstoßen wird, werden die Rechte eines anderen Menschen oder Gottes verletzt und der Schuldige lädt Schuld auf sich. Die Rechtsverletzung fordert Wiedergutmachung, um den entstandenen Schaden auszugleichen. Das kann der materielle Ersatz z. B. durch Wiederbeschaffung sein oder bei körperlichen Verletzungen die Bestrafung durch Zufügung einer vergleichbaren Verletzung bis hin zur Tötung des Schuldigen (vgl. dazu die Rechtsbestimmungen in 2. Mose/Exodus 21,12–22,14 mit der Formel »Auge für Auge, Zahn für Zahn«, die die Verhältnismäßigkeit der Strafe festlegt). Kann der Schaden nicht durch direkte Wiedergutmachung beglichen werden, gibt es die Möglichkeit, durch eine Sühneleistung die Schuld abzutragen. Diese Sühneleistung ersetzt dann die Todesstrafe.

Die Sühne zielt also auf Mäßigung bei der Wiedergutmachung. Der Schuldige erkennt seine Schuld an und ist bereit, den Schaden nach seinem Vermögen auszugleichen. Der Geschädigte verzichtet auf Rache. Die Sühne ist damit im Interesse der Gemeinschaft, denn sie durchbricht die Spirale aus Hass und Gewalt.

Beim Sündopfer wird dieser Gedankengang auf das Verhältnis zwischen Gott und Mensch übertragen: Wer Schuld begeht, verletzt die Heiligkeit und Reinheit des Volkes und des Landes und verwirkt so sein eigenens Leben. Da Gott aber am Leben der Menschen gelegen ist, ist er einer friedlichen Schlichtung zugänglich. Er zeigt sich versöhnlich (vgl. 2. Mose/Exodus 34,6-7; 1. Samuel 26,19; Psalm 103,8-9; vgl. auch Gnade). Deshalb stellt er den Menschen die Möglichkeit eines versöhnenden Opfers bereit (Sühneopfer: 3. Mose/Levitikus 4,1–5,13; 3. Mose/Levitikus 6,17-23; 3. Mose/Levitikus 16,5-16; 4. Mose/Numeri 15,27-29; Schuldopfer: 3. Mose/Levitikus 5,14-26; 3. Mose/Levitikus 7,1-6). Gott sucht die Versöhnung mit den Menschen.

Das besondere an diesen Opfern ist, das mit dem Blut der Opfertiere bestimmte Handlungen vollzogen werden. Es wird an die Hörner des Altars gegeben oder in das Innere des Tempels – am Versöhnungstag sogar bis in das Allerheiligste – gebracht. Gott wird das Blut als Lebensträger und Zeichen seiner Versöhnung präsentiert.

Um durch ein Sündopfer Sühne zu erlangen, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein: Die begangene Schuld muss bekannt werden und entstandener Schaden ist wiedergutzumachen. Die Schuld darf nicht vorsätzlich begangen worden sein. Sühne für einen vorsätzlich begangenen Mord ist nicht möglich.

Die Sühne kann durch Dritte vermittelt werden. Die Vermittlung geschieht durch Fürsprache, durch ein Gerichtsverfahren oder durch die Übernahme der Schuldfolgen durch einen Stellvertreter. Eine besondere Form der Vermittlung ist die Tätigkeit des Priesters, der das Opfer ausführt.

Das Neue Testament geht wie das Alte Testament davon aus, dass der Mensch Schuld begeht und dadurch eigentlich dem Tod verfällt (Römer 3,9-10; Römer 6,23). Allerdings kann ihn auch das alttestamentliche Sündopfer nicht von seiner Schuld erlösen. Jedoch kann er durch JesusChristus Sühne erlangen. Dabei sind zwei Denkmodelle zu unterscheiden: Zum einen wirkt Jesus durch seinen Tod und Auferstehung Sühne. Er selbst ist das einmalige und endgültige Sündopfer (Hebräer 9,26-28; Hebräer 10,10; Römer 6,10; Römer 8,3). Zum anderen vermitelt Jesus die Sühne zwischen Gott und Mensch als Fürsprecher, Stellvertreter (1. Korinther 15,3) oder Priester (Hebräer 9,11).

Darbringen einer Gabe (Tiere, Pflanzen, Weihrauch, Geschenke) für Gott als Zeichen des Danks oder der Bitte. Das Opfer schafft Gemeinschaft mit Gott. In der Regel wird das Opfer auf einem Altar verbrannt.Schlachtung eines Opfertieres
Ihre Aufgabe war es, den Gottesdienst zu leiten, Opfer darzubringen und den Willen Gottes zu deuten.
Im Blut ist nach biblischer Auffassung das Leben enthalten. Alles Blut gehört in besonderer Weise Gott, weil er allein Leben schaffen kann.
Die Lebensvorschriften des Alten Testaments, besonders der fünf Bücher Mose.
Heilig ist in der Bibel alles, was zu Gott gehört und mit ihm in Verbindung steht.
Bei den Juden ist Reinheit die Voraussetzung, dass Gegenstände oder Menschen in Gottes Nähe kommen dürfen.
Schuld ist die durch fehlerhaftes Verhalten bewirkte Trennung von Gott, die das Gewissen belastet.
Gott wendet sich den Menschen liebevoll und ohne jede Vorbedingung zu.
Ein Podest oder Bauwerk im Freien aus Erde oder Stein, auf dem die geschlachteten Opfertiere ganz oder teilweise verbrannt wurden.Rekonstruktion des Altars von Beerscheba.
Das Judentum ist eine Religion mit einer ausgeprägten Festkultur.
Griechische Namensform des hebräischen Namens Jeschua.
Bezeichnet ursprünglich den durch Salbung im Auftrag Gottes eingesetzten König Israels, dann den von Gott versprochenen Retter für die Menschen.
Meint die Auferweckung vom Tod und das ewige Leben bei Gott in seinem Reich.