Im Johannes-Evangelium ist immer wieder allgemein von »den« Juden die Rede. Im Zusammenhang erkennt man aber in der Regel, wer damit eigentlich gemeint ist. Es sind die führenden Kreise, die verantwortlich sind für die Hinrichtung von Jesus, oder das Volk, das ihm nach der Darstellung von Johannes großenteils kritisch, ja feindlich gegenübersteht, in dem es aber auch Menschen gibt, die sich positiv zu Jesus stellen (Johannes 10,19-21; Johannes 11,45; Johannes 12,11).
Dass im Johannes-Evangelium immer allgemein von »den« Juden gesprochen wird und der negative Ton dabei spürbar überwiegt, liegt daran, dass die christlichen Gemeinden, aus denen das Johannes-Evangelium stammt und für die es geschrieben ist, bereits aus der Synagogengemeinde ausgeschlossen wurden (vgl. schon Johannes 9,22; Johannes 12,42; Johannes 16,2-3). Für Johannes stehen »die Juden« für diese Welt, die sich von Gott abgewandt hat und Jesus, den Sohn Gottes, ablehnt.
Dieses negativ besetzte Reden von »den« Juden, das keinen Unterschied mehr zwischen den einzelnen Personen macht, hat bis in unsere Tage schlimme Auswirkungen gehabt, die den Christen eine bleibende Warnung sein sollten.