Zur Zeit des Neuen Testaments war Jerusalem eine der schönsten Städte der ganzen Region und das religiöse Zentrum des Landes. Herodes der Große (37–4 v. Chr.) erneuerte den Königspalast und ließ einen prachtvollen neuen Tempel bauen. Zu den großen Festen strömten viele Pilger in die Stadt, was zu ihrem Ruhm und Reichtum beitrug. V.a. der Tempel und der Sitz des jüdischen Rates machten Jerusalem zum religiösen und geistigen Mittelpunkt des damaligen Judentums.
Die Evangelien kennen Jerusalem als Ort des Leidensweges von Jesus bis zu seinem Tod. Nach dem Lukasevangelium ist Jerusalem auch der Ort, an dem der auferstandenenJesus seinen Jüngern erscheint (vgl. Lukas 24,36-49). Hier entstand die erste christliche Gemeinde, die sich zum Gottesdienst in Häusern traf und in enger Gemeinschaft lebte (vgl. Apostelgeschichte 2,42-47).
70 n. Chr. wurden Stadt und Tempel von den Römern zerstört, als sie den ersten jüdischen Aufstand niederschlugen. Nach dem zweiten jüdischen Aufstand wurde Jerusalem 135 n. Chr. dem Erdboden gleichgemacht, dann aber unter dem Namen Aelia Capitolina wieder aufgebaut.
Das irdische Jerusalem fand in der Vorstellung eines Jerusalems im Himmel eine idealisierte Entsprechung. In ihm leben diejenigen in Freiheit, die sich auf die Verheißungen Gottes verlassen (Galater 4,26). Auch die Offenbarung erwartet ein neues Jerusalem, dass am Ende der Zeit vom Himmel herabkommen und das irdische Jerusalem ersetzen wird (Offenbarung 21,2). Dieses Jerusalem trägt Züge des Paradieses: In seinen Mauern fließt ein Strom lebenspendenden Wassers und wächst der Baum des Lebens (Offenbarung 22,1-2). Der Hebräerbrief betont, dass das Jerusalem im Himmel es den Glaubenden ermöglicht, auch in einer noch nicht erlösten Welt bereits am Heil teilzuhaben (Hebräer 12,18-24).