41Nun sage ich: Solange der rechtmäßige Erbe minderjährig ist, unterscheidet er sich in nichts von einem Sklaven, auch wenn ihm in Wirklichkeit alles gehört. 2Bis zu dem Zeitpunkt, den der Vater im Testament festgelegt hat, ist er von Vormündern und Vermögensverwaltern abhängig.
3So standen auch wir früher als Unmündige unter der Herrschaft der Mächte dieser Welt.4,3 Wörtlich der Elemente (= Grundkräfte) der Welt. Gedacht ist an die Abhängigkeit von Schicksalsmächten wie den Gestirnen (vgl. Vers 10), also religiös überhöhten naturhaften Ordnungen, die wie das Mosegesetz vom Menschen, der Lebensglück sucht, die sklavische Befolgung bestimmter Regeln verlangen (vgl. 3,12).
4Als aber die Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn. Der wurde als Mensch geboren4,4 Wörtlich wurde von einer Frau geboren. Paulus gebraucht die hebräische Wendung »Fraugeborener« (vgl. Mt 11,11), um das volle Menschsein von Jesus Christus zu unterstreichen. und dem Gesetz unterstellt,
5um alle zu befreien, die unter der Herrschaft des Gesetzes standen. Durch ihn wollte Gott uns als seine mündigen Söhne und Töchter annehmen.
6Weil ihr nun Gottes Söhne und Töchter seid, gab Gott euch den Geist seines Sohnes ins Herz. Der ruft aus uns: »Abba! Vater!«
7Du bist also nicht länger Sklave, sondern mündiger Sohn und mündige Tochter, und wenn du das bist, dann bist du nach Gottes Willen auch Erbe: Du bekommst, was Gott Abraham versprochen hat.4,7 Du bekommst ...: verdeutlichender Zusatz in Anlehnung an 3,29.
8Ganz anders war es damals, als ihr Gott noch nicht gekannt habt: Wie Sklaven dientet ihr Göttern, die gar keine sind.
12,2
9Jetzt habt ihr Gott erkannt, besser gesagt: Gott hat euch erkannt.4,9 Das heißt: »euch erwählt«; vgl. 1 Kor 8,2-3. Wie könnt ihr dann wieder zu diesen schwachen und armseligen Mächten zurückkehren? Wollt ihr von Neuem ihre Sklaven sein?
10Ihr meint, ihr müsst auf bestimmte Tage, Monate, Festzeiten, Jahre achten und euch danach richten.
11Ihr macht mir Sorgen! Soll meine ganze Arbeit an euch vergeblich gewesen sein?
Phil 2,16
12Ich bitte euch, liebe Brüder und Schwestern:4,12 Siehe Anmerkung zu 1,2. Werdet wie ich, weil ich ja auch wie ihr geworden bin – nämlich frei vom Gesetz.4,12 nämlich frei ...: verdeutlichender Zusatz. Ihr habt mir nie eine Kränkung zugefügt.
13Ihr wisst doch noch, wie ich zum ersten Mal bei euch war und euch die Gute Nachricht brachte. Ich war krank,
14und mein Zustand stellte euch auf eine harte Probe. Trotzdem habt ihr mich nicht verachtet oder verabscheut. Im Gegenteil, ihr habt mich wie einen Engel Gottes aufgenommen, ja wie Jesus Christus selbst.
15Damals habt ihr euch glücklich gepriesen. Wo ist das nun geblieben? Ich kann euch bezeugen: Wenn es möglich gewesen wäre, hättet ihr euch sogar die Augen ausgerissen4,15 Der Ausdruck ist bildlich und besagt nicht, dass Paulus eine Augenkrankheit hatte. und sie mir gegeben. 16Bin ich jetzt euer Feind geworden, weil ich euch die Gute Nachricht unverfälscht bewahren will?
17Ihr werdet von Leuten umworben, die es nicht gut mit euch meinen. Sie wollen euch nur von mir und von Christus trennen,4,17 Wörtlich Sie wollen euch ausschließen. damit ihr sie umwerbt.
18Dagegen ist es gut, wenn ihr im guten Sinne mich umwerbt, und das nicht nur, wenn ich bei euch bin.
19Meine Kinder, ich leide noch einmal Geburtswehen um euch, bis Christus in eurer Mitte Gestalt angenommen hat!
20Könnte ich nur bei euch sein und so zu euch reden, dass es euch ins Herz dringt! Ich bin ratlos, was ich mit euch machen soll.
21Ihr wollt euch dem Gesetz unterwerfen. Ich frage euch: Hört ihr nicht, was das Gesetz sagt? 22Im Buch des Gesetzes steht: Abraham hatte zwei Söhne, einen von der Sklavin Hagar und einen von der freien Frau Sara.
21,3
23Der Sohn der Sklavin verdankte sein Leben den menschlichen Kräften,4,23 verdankte ...: wörtlich wurde nach Art des Fleisches gezeugt. der Sohn der Freien verdankte es der Zusage Gottes.
4,17-21
Gen 17,18-19
24Diese Erzählung hat einen tieferen Sinn: Die beiden Mütter bedeuten zwei verschiedene Ordnungen Gottes. Die eine Ordnung, für die Hagar steht, wurde am Berg Sinai erlassen und bringt Sklaven hervor.
Gal 3,23
4,1
5,1
25Das Wort Hagar bezeichnet nämlich den Berg Sinai in Arabien. Er entspricht dem jetzigen Jerusalem; denn dies lebt mit seinen Kindern in der Sklaverei.
26Das Jerusalem dagegen, das im Himmel bereitsteht, ist frei. Das ist unsere Mutter!
Offb 21,2
27Von ihr heißt es: »Freu dich, du Unfruchtbare, obwohl du keine Kinder zur Welt bringst! Juble laut, obwohl du nicht in Wehen kommst! Denn die verlassene Frau hat viele Kinder, mehr als die, die den Mann hat.«
Jes 54,1
28Brüder und Schwestern,4,28 Siehe Anmerkung zu 1,2; ebenso für Vers 31. ihr verdankt wie Isaak euer Leben der Zusage Gottes. 29Aber schon damals verfolgte der Sohn, der aus menschlichen Kräften geboren wurde, den andern, der sein Leben vom Geist Gottes hatte. So ist es auch jetzt.
30Aber was steht in den Heiligen Schriften? »Jage die Sklavin und ihren Sohn fort; denn der Sohn der Sklavin darf nicht mit dem Sohn der Freien zusammen erben.«
Gen 21,10
31Begreift doch, Brüder und Schwestern: Wir sind nicht Kinder der Sklavin, sondern der Freien!