881Ein Psalmlied der Korachiter, vorzusingen, zum Reigentanz im Wechsel, eine Unterweisung
Hemans, des Esrachiters.
2Herr, Gott, mein Heiland,
ich schreie Tag und Nacht vor dir.
3Lass mein Gebet vor dich kommen,
neige deine Ohren zu meinem Schreien.
4Denn meine Seele ist übervoll an Leiden,
und mein Leben ist nahe dem Totenreich.
5Ich bin denen gleich geachtet, die in die Grube fahren,
ich bin wie ein Mann, der keine Kraft mehr hat.
6Ich liege unter den Toten verlassen,
wie die Erschlagenen, die im Grabe liegen,
derer du nicht mehr gedenkst
und die von deiner Hand geschieden sind.
7Du hast mich hinunter in die Grube gelegt,
in die Finsternis und in die Tiefe.
8Dein Grimm drückt mich nieder,
du bedrängst mich mit allen deinen Fluten. SELA.
9
Meine Freunde hast du mir entfremdet,
du hast mich ihnen zum Abscheu gemacht.
Ich liege gefangen und kann nicht heraus,
10mein Auge vergeht vor Elend.
Herr, ich rufe zu dir täglich;
ich breite meine Hände aus zu dir.
11
Jes 38,18
Wirst du an den Toten Wunder tun,
oder werden die Verstorbenen aufstehen und dir danken? SELA.
12Wird man im Grabe erzählen deine Güte
und deine Treue bei den Toten?
13Werden denn deine Wunder in der Finsternis erkannt
oder deine Gerechtigkeit im Lande des Vergessens?
14Aber ich schreie zu dir, Herr,
und mein Gebet kommt frühe vor dich:
15Warum verstößt du, Herr, meine Seele
und verbirgst dein Antlitz vor mir?
16Ich bin elend und dem Tode nahe von Jugend auf;
ich erleide deine Schrecken, dass ich fast verzage.
17Dein Grimm geht über mich,
deine Schrecken vernichten mich.
18Sie umgeben mich täglich wie Fluten
und umringen mich allzumal.
19Meine Freunde und Nächsten hast du mir entfremdet,
und mein Vertrauter ist die Finsternis.
891Eine Unterweisung Etans, des Esrachiters.
2Ich will singen von der Gnade des Herrn ewiglich
und seine Treue verkünden mit meinem Munde für und für;
3denn ich sage: Auf ewig steht die Gnade fest;
du gibst deiner Treue sicheren Grund im Himmel.
4»Ich
habe einen Bund geschlossen mit meinem Auserwählten,
ich habe David, meinem Knechte, geschworen:
5Ich will deinem Geschlecht festen Grund geben auf ewig
und
Apg 2,30
deinen Thron bauen für und für.« SELA.
6Und die Himmel werden, Herr, deine Wunder preisen
und deine Treue in der Gemeinde der Heiligen.
7Denn wer in den Wolken könnte dem Herrn gleichen
und dem Herrn gleich sein unter
den Himmlischen?
8Gott ist gefürchtet in der Versammlung der Heiligen,
groß und furchtbar über alle, die um ihn sind.
9Herr, Gott Zebaoth, wer ist wie du?
Mächtig bist du, Herr, und deine Treue ist um dich her.
10Du herrschest über das ungestüme Meer,
Mt 8,26
du stillest seine Wellen, wenn sie sich erheben.
11Du hast
Jes 30,7
51,9
Rahab89,11 Der Drache der Urzeit. zu Tode geschlagen
und deine Feinde zerstreut mit deinem starken Arm.
12
Himmel und Erde sind dein,
du hast gegründet den Erdkreis und was darinnen ist.
13Nord und Süd hast du geschaffen,
Tabor und Hermon jauchzen über deinen Namen.
14Du hast einen gewaltigen Arm,
stark ist deine Hand, und hoch ist deine Rechte.
15Gerechtigkeit und Recht sind deines Thrones Stütze,
Gnade und Treue treten vor dein Angesicht.
16Wohl dem Volk, das jauchzen kann!
Herr, sie werden im Licht deines Antlitzes wandeln;
17sie werden über deinen Namen täglich fröhlich sein
und in deiner Gerechtigkeit herrlich sein.
18Denn du bist der Ruhm ihrer Stärke,
und durch deine Gnade wirst du unser Horn erhöhen.
19Denn dem Herrn gehört unser Schild
und dem Heiligen Israels unser König.
20
16,13
Damals hast du geredet durch ein Gesicht
zu deinen Heiligen und gesagt:
Ich habe einem Helden Hilfe gewährt,
ich habe erhöht einen Auserwählten aus dem Volk.
21Ich habe gefunden meinen Knecht David,
ich habe ihn gesalbt mit meinem heiligen Öl.
22Meine Hand soll ihn erhalten,
und mein Arm soll ihn stärken.
23Die Feinde sollen ihn nicht überwältigen
und die Ungerechten ihn nicht demütigen;
24sondern ich will seine Widersacher vor ihm zerschlagen
und, die ihn hassen, zu Boden stoßen.
25Aber meine Treue und Gnade soll bei ihm sein,
und sein Horn soll erhöht sein in meinem Namen.
26Seine Hand lege ich
auf das Meer
und seine Rechte auf die Ströme.
27
Er wird mich nennen: Du bist mein Vater,
mein Gott und der Hort meines Heils.
28Und ich will ihn zum erstgeborenen Sohn machen,
zum Höchsten unter den Königen auf Erden.
29Ich will ihm ewiglich bewahren meine Gnade,
und mein Bund soll ihm fest bleiben.
30Ich will ihm ewiglich Nachkommen geben
und seinen Thron erhalten, solange der Himmel währt.
31Wenn aber seine Söhne mein Gesetz verlassen
und in meinen Rechten nicht wandeln,
32wenn sie meine Ordnungen entheiligen
und meine Gebote nicht halten,
33so will ich ihre Sünde mit der Rute heimsuchen
und ihre Missetat mit Plagen;
34aber meine Gnade will ich nicht von ihm wenden
und meine Treue nicht brechen.
35Ich will meinen Bund nicht entheiligen
und nicht ändern, was aus meinem Munde gegangen ist.
36Eines habe ich geschworen bei meiner Heiligkeit
und will David nicht belügen:
37»Sein Geschlecht soll ewig bestehen
und
sein Thron vor mir wie die Sonne,
38wie der Mond, der ewiglich bleibt,
und wie
der treue Zeuge in den Wolken.« SELA.
39Aber nun hast du verstoßen und verworfen
und zürnst mit deinem Gesalbten!
40Du hast zerbrochen den Bund mit deinem Knecht
und seine Krone entweiht in den Staub.
41Du hast eingerissen alle seine Mauern
und hast zerstört seine Festungen.
42Es berauben ihn alle, die vorübergehen;
er ist seinen Nachbarn ein Spott geworden.
43Du hast die Rechte seiner Widersacher erhöht
und alle seine Feinde erfreut.
44Auch hast du die Kraft seines Schwerts weggenommen
und lässest ihn nicht siegen im Streit.
45Du hast seinem Glanz ein Ende gemacht
und seinen Thron zu Boden geworfen.
46Du hast die Tage seiner Jugend verkürzt
und ihn bedeckt mit Schande. SELA.
47Wie lange, Herr, willst du dich immerfort verbergen
und deinen Grimm wie Feuer brennen lassen?
48Gedenke, wie kurz mein Leben ist,
wie vergänglich du alle Menschen geschaffen hast!
49Wo ist jemand, der da lebt und den Tod nicht sähe,
der seine Seele errette aus des Todes Hand? SELA.
50Herr, wo ist deine Gnade von einst,
die du David geschworen hast in deiner Treue?
51Gedenke, Herr, an die
Schmach deiner Knechte,
die ich trage in meiner Brust von all den vielen Völkern,
52mit der, Herr, deine Feinde dich schmähen,
mit der sie schmähen die Spuren deines Gesalbten!
53Gelobt sei der Herr ewiglich!
Amen! Amen!
Viertes Buch
Psalm 90–106
901Ein Gebet des Mose, des Mannes Gottes.
Herr, du bist unsre Zuflucht für und für. /
2Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden,
bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
3Der du
die Menschen lässest sterben
und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder!
4Denn
tausend Jahre sind vor dir /
wie der Tag, der gestern vergangen ist,
und wie eine Nachtwache.
5
103,15
Hiob 14,2
Jes 40,6
1. Petr 1,24-25
Du lässest sie dahinfahren wie einen Strom, /
sie sind wie ein Schlaf,
wie ein Gras, das am Morgen noch sprosst,
6das am Morgen blüht und sprosst
und des Abends welkt und verdorrt.
7Das macht dein Zorn, dass wir so vergehen,
und dein Grimm, dass wir so plötzlich dahinmüssen.
8Denn unsre Missetaten stellst du vor dich,
unsre unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht.
9Darum fahren alle unsre Tage dahin durch deinen Zorn,
wir bringen unsre Jahre zu wie ein Geschwätz.
10Unser Leben währet siebzig Jahre,
und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre,
und was daran köstlich scheint,
ist doch nur
vergebliche Mühe;90,10 Luther übersetzte: »und wenn’s köstlich gewesen ist, so ist’s Mühe und Arbeit gewesen«.
denn es fähret schnell dahin,
als flögen wir davon.
11Wer glaubt’s aber, dass du so sehr zürnest,
und wer fürchtet sich vor dir in deinem Grimm?
12
Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen,
auf dass wir klug werden.
13Herr, kehre dich doch endlich wieder zu uns
und sei deinen Knechten gnädig!
14Fülle uns frühe mit deiner Gnade,
so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang.
15Erfreue uns nun wieder, nachdem du uns so lange plagest,
nachdem wir so lange Unglück leiden.
16Zeige deinen Knechten
deine Werke
und deine Herrlichkeit ihren Kindern.
17Und der Herr, unser Gott, sei uns freundlich /
und fördere das Werk unsrer Hände bei uns.
Ja, das Werk unsrer Hände wollest du fördern!