31
Zu der Zeit kam Johannes der Täufer und predigte in der Wüste von Judäa 2und sprach: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!
3Denn dieser ist’s, von dem der Prophet Jesaja gesprochen und gesagt hat (Jes 40,3): »Es ist eine Stimme eines Predigers3,3 Wörtlich: »Rufers«. in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg und macht eben seine Steige!«
4Er aber, Johannes, hatte ein Gewand aus Kamelhaaren an und
einen ledernen Gürtel um seine Lenden; seine Speise aber waren Heuschrecken und wilder Honig. 5Da ging zu ihm hinaus Jerusalem und ganz Judäa und das ganze Land am Jordan 6und ließen sich taufen von ihm im Jordan und bekannten ihre Sünden.
7Als er nun viele Pharisäer und Sadduzäer sah zu seiner Taufe kommen, sprach er zu ihnen:
Ihr Otterngezücht, wer hat euch gewiss gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? 8Seht zu, bringt rechtschaffene Frucht der Buße! 9Denkt nur nicht, dass ihr bei euch sagen könntet:
Röm 2,28-29
4,12
Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott vermag dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken. 10Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Darum:
Jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.
11Ich taufe euch mit Wasser zur Buße;
der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin nicht wert, ihm die Schuhe zu tragen; der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.
12Er hat die Worfschaufel in seiner Hand und wird die Spreu vom Weizen trennen und seinen Weizen in die Scheune sammeln; aber die Spreu wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer.
13Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, dass er sich von ihm taufen ließe. 14Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir?
15Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lass es jetzt zu! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er’s ihm zu.
16Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah
den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. 17Und siehe, eine Stimme aus dem Himmel sprach:
Dies ist mein lieber Sohn,
an dem ich Wohlgefallen habe.
41Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel
versucht würde. 2Und da er
5. Mose 9,9
1. Kön 19,8
vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. 3Und der Versucher trat herzu und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden. 4Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben (5. Mose 8,3): »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.«
5Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels 6und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben (Ps 91,11-12): »Er wird seinen Engeln für dich Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.« 7Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben (5. Mose 6,16): »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.«
8Wiederum führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit 9und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. 10Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben (5. Mose 6,13): »Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.« 11Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da
Hebr 1,613-14
traten Engel herzu und dienten ihm.
12Da nun Jesus hörte, dass
Johannes gefangen gesetzt worden war, zog er sich nach Galiläa zurück. 13Und er verließ Nazareth, kam und wohnte in Kapernaum, das am Galiläischen Meer liegt im Gebiet von Sebulon und Naftali, 14auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht (Jes 8,23; 9,1): 15»Das Land Sebulon und das Land Naftali, das Land am Meer, das Land jenseits des Jordans, das Galiläa der Heiden, 16das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen; und denen, die saßen im Land und Schatten des Todes, ist ein Licht aufgegangen.«
Joh 8,12
17Seit der Zeit fing Jesus an zu predigen und zu sagen:
Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!
18Als nun Jesus am Galiläischen Meer entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, der Petrus genannt wird, und Andreas, seinen Bruder; die warfen ihre Netze ins Meer; denn sie waren Fischer. 19Und er sprach zu ihnen: Kommt, folgt mir nach!
Ich will euch zu Menschenfischern machen. 20Sogleich verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.
21Und als er von dort weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, im Boot mit ihrem Vater Zebedäus, wie sie ihre Netze flickten. Und er rief sie. 22Sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten ihm nach.
23
Und er zog umher in ganz Galiläa, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen im Volk. 24Und die Kunde von ihm erscholl durch ganz Syrien. Und sie brachten zu ihm alle Kranken, mit mancherlei Leiden und Qualen behaftet, Besessene, Mondsüchtige und Gelähmte; und er machte sie gesund. 25Und es folgte ihm eine große Menge aus Galiläa, aus den Zehn Städten, aus Jerusalem, aus Judäa und von jenseits des Jordans.
Die Bergpredigt
Kapitel 5,1–7,29
51Als er aber das Volk sah, ging er auf einen
Berg. Und er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. 2Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:
3Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.
4Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
Jes 61,1-2
Offb 7,17
5Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen5,5 Andere Übersetzung: »das Land erben« (vgl. Ps 37,11)..
6Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
Joh 6,35
7Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
8Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
51,12-13
1. Joh 3,2-3
1. Kor 13,12
Offb 22,4
9Selig sind, die Frieden stiften5,9 Luther übersetzte: »die Friedfertigen«, und erklärte: »nämlich, die den Frieden machen«.; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
10Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.
11Selig seid ihr, wenn euch die Menschen
um meinetwillen schmähen und verfolgen und allerlei Böses gegen euch reden und dabei lügen. 12Seid fröhlich und jubelt; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie
Hebr 11,33-38
Apg 7,52
verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.
13Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt5,13 Luther übersetzte: »wenn nun das Salz dumm wird«., womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.
14Ihr seid
das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. 15Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.
16So lasst
Phil 2,14-15
euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie
1. Petr 2,12
eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
17Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.
18Denn wahrlich, ich sage euch:
Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein
Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht. 19Wer nun
eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich.
20Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
21Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist (2. Mose 20,13; 21,12): »Du sollst nicht töten«; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. 22Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Nichtsnutz!, der ist des Hohen Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr!, der ist des höllischen Feuers schuldig.
23Darum, wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dort kommt dir in den Sinn, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, 24so lass dort vor dem Altar deine Gabe und geh zuerst hin und
versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe.
25
Vertrage dich mit deinem Widersacher sogleich, solange du noch mit ihm auf dem Weg bist, auf dass dich der Widersacher nicht dem Richter überantworte und der Richter dem Gerichtsdiener und du ins Gefängnis geworfen werdest.
26Wahrlich, ich sage dir: Du wirst nicht von dort herauskommen, bis du auch den letzten Heller bezahlt hast.
27Ihr habt gehört, dass gesagt ist (2. Mose 20,14): »Du sollst nicht ehebrechen.« 28Ich aber sage euch:
Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.
29
Wenn dich aber dein rechtes Auge verführt, so reiß es aus und wirf’s von dir. Es ist besser für dich, dass eins deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde. 30Wenn dich deine rechte Hand verführt, so hau sie ab und wirf sie von dir. Es ist besser für dich, dass eins deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die Hölle fahre.
31Es ist auch gesagt (5. Mose 24,1): »Wer sich von seiner Frau scheidet, der soll ihr einen Scheidebrief geben.«
32Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Unzucht, der macht, dass sie die Ehe bricht; und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.
1. Kor 7,10-11
33Ihr habt weiter gehört, dass zu den Alten gesagt ist (3. Mose 19,12; 4. Mose 30,3): »Du sollst keinen falschen Eid schwören und sollst dem Herrn deine Eide halten.« 34
Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem
Himmel, denn er ist Gottes Thron; 35noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße; noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs. 36Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören; denn du vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. 37Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Bösen.
38Ihr habt gehört, dass gesagt ist (2. Mose 21,24): »Auge um Auge, Zahn um Zahn.« 39Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen, sondern: Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar.
Joh 18,22
Röm 12,14-21
1. Petr 2,20-23
40Und
wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel.
41Und wenn dich jemand eine Meile nötigt5,41 Das bedeutet: zum Dienst zwingt., so geh mit ihm zwei. 42Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will.
43Ihr habt gehört, dass gesagt ist:
»Du sollst deinen Nächsten lieben« (3. Mose 19,18) und deinen Feind hassen.5,43 Den Feind zu hassen, wird im Alten Testament nirgends geboten. 44Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und
Apg 7,60
bittet für die, die euch verfolgen,5,44 In der späteren Überlieferung wird der Text nach Lk 6,27-28 erweitert. 45auf dass ihr
Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
46Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? 47Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? 48Darum sollt ihr
vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.