201Als sich die Empörung gelegt hatte, rief Paulus die Jünger zu sich und tröstete sie, nahm Abschied und brach auf, um nach
Makedonien zu reisen. 2Und als er diese Gegenden durchzogen und die Gemeinden mit vielen Worten ermahnt hatte, kam er nach Griechenland 3und blieb dort drei Monate. Da ihm aber die Juden nachstellten, als er zu Schiff nach Syrien fahren wollte, beschloss er, durch Makedonien zurückzukehren. 4Es zogen aber mit ihm Sopater aus
Beröa, der Sohn des Pyrrhus, aus Thessalonich aber
Aristarch und Sekundus und
Gaius aus Derbe und
Timotheus, aus der Provinz Asia aber
Tychikus und
Trophimus.
5Diese reisten voraus und warteten auf uns in Troas.
6Wir aber fuhren nach den Tagen der Ungesäuerten Brote mit dem Schiff von Philippi ab und kamen am fünften Tag zu ihnen nach Troas und blieben dort sieben Tage.
7
Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren,
das Brot zu brechen, predigte ihnen Paulus, und da er am nächsten Tag weiterreisen wollte, zog er die Rede hin bis Mitternacht. 8Und es waren viele Lampen in dem Obergemach, wo wir versammelt waren. 9Es saß aber ein junger Mann mit Namen Eutychus in einem Fenster und sank in einen tiefen Schlaf, weil Paulus so lange redete; und vom Schlaf überwältigt fiel er hinunter vom dritten Stock und wurde tot aufgehoben. 10Paulus aber ging hinab und
warf sich über ihn, umfing ihn und sprach: Macht kein Geschrei; denn seine Seele ist in ihm. 11Dann ging er hinauf und brach das Brot und aß und redete viel mit ihnen, bis der Tag anbrach; und so zog er hinweg. 12Sie brachten aber den jungen Mann lebend herein und wurden nicht wenig getröstet.
13Wir aber zogen voraus zum Schiff und fuhren nach Assos und wollten dort Paulus zu uns nehmen; denn er hatte es so befohlen, weil er selbst zu Fuß gehen wollte. 14Als er nun in Assos zu uns stieß, nahmen wir ihn mit uns und kamen nach Mitylene. 15Und von dort fuhren wir weiter und kamen am nächsten Tag auf die Höhe von Chios; am folgenden Tag gelangten wir nach Samos und am nächsten Tag kamen wir nach Milet. 16Denn Paulus hatte beschlossen, an
Ephesus vorüberzufahren, um in der Provinz Asia keine Zeit zu verlieren; denn er eilte, am Pfingsttag in Jerusalem zu sein, wenn es ihm möglich wäre.
17Aber von Milet sandte er nach Ephesus und ließ die Ältesten der Gemeinde rufen. 18Als sie aber zu ihm kamen, sprach er zu ihnen: Ihr wisst, wie ich mich vom ersten Tag an, als ich in die Provinz Asia gekommen bin, die ganze Zeit bei euch verhalten habe,
19wie ich dem Herrn gedient habe in aller Demut und mit Tränen und unter Anfechtungen, die mir durch die Nachstellungen der Juden widerfahren sind. 20Ich habe euch nichts vorenthalten, was nützlich ist, dass ich’s euch nicht verkündigt und gelehrt hätte, öffentlich und in den Häusern, 21und habe Juden und Griechen bezeugt die Umkehr zu Gott und den Glauben an unsern Herrn Jesus.
22Und nun siehe, durch den Geist gebunden,
fahre ich nach Jerusalem und weiß nicht, was mir dort begegnen wird, 23nur dass der Heilige Geist mir in allen Städten bezeugt, dass Fesseln und Bedrängnisse auf mich warten.
24Aber
ich achte mein Leben nicht der Rede wert, wenn ich nur
meinen Lauf vollende und das Amt ausrichte, das ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium von der Gnade Gottes. 25Und nun siehe, ich weiß, dass ihr mein Angesicht nicht mehr sehen werdet, ihr alle, zu denen ich hingekommen bin und das Reich gepredigt habe. 26
Darum bezeuge ich euch am heutigen Tage,
dass ich rein bin vom Blut aller; 27denn ich habe nicht unterlassen, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen.
28So
habt nun acht auf euch selbst und
auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist eingesetzt hat zu Bischöfen20,28 Siehe Sach- und Worterklärungen., zu weiden die Gemeinde Gottes, die er durch sein eigenes Blut erworben hat. 29Denn das weiß ich, dass nach meinem Abschied reißende
Lk 10,3
Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen werden. 30Auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die Verkehrtes reden, um die Jünger an sich zu ziehen.
31Darum seid wachsam und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht abgelassen habe, einen jeden unter Tränen zu ermahnen.
32Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade, der da mächtig ist, euch zu erbauen und zu geben
das Erbe mit allen, die geheiligt sind. 33Ich habe von niemandem Silber oder Gold oder Kleidung begehrt.
34Denn ihr wisst selber, dass mir diese Hände zum Unterhalt gedient haben, mir und denen, die mit mir gewesen sind.
35Ich habe euch in allem gezeigt, dass man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen muss im Gedenken an das Wort des Herrn Jesus, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen.
36Und als er das gesagt hatte,
kniete er nieder und betete mit ihnen allen. 37Da begannen alle laut zu weinen, und sie fielen Paulus um den Hals und küssten ihn, 38am allermeisten betrübt über
211Als es nun geschah, dass wir uns von ihnen wandten und fortsegelten, kamen wir geradewegs nach Kos und am folgenden Tage nach Rhodos und von da nach Patara. 2Und als wir ein Schiff fanden, das nach Phönizien fuhr, stiegen wir ein und fuhren ab. 3Als aber Zypern in Sicht kam, ließen wir es linker Hand liegen und fuhren nach Syrien und kamen in Tyrus an, denn dort wurde das Schiff entladen. 4Als wir nun die Jünger fanden, blieben wir sieben Tage dort. Die sagten Paulus
durch den Geist, er sollte nicht nach Jerusalem hinaufziehen.
5Und es geschah, da wir die Tage dort zugebracht hatten, machten wir uns auf und reisten weiter. Und sie geleiteten uns alle mit Frauen und Kindern bis hinaus vor die Stadt, und
wir knieten am Ufer nieder, beteten 6und nahmen Abschied voneinander. Wir stiegen ins Schiff; jene aber kehrten nach Hause zurück. 7Wir beendeten die Seefahrt und kamen von Tyrus nach Ptolemais, begrüßten die Gemeinde und blieben einen Tag bei ihnen.
8Am nächsten Tag zogen wir weiter und kamen nach Cäsarea und gingen in das Haus des
Philippus, des Evangelisten, der einer von den Sieben war, und blieben bei ihm. 9Der hatte vier Töchter, Jungfrauen, die
prophetisch redeten.
10Und als wir mehrere Tage dablieben, kam ein Prophet mit Namen
Agabus aus Judäa herab. 11Und als er zu uns kam, nahm er den Gürtel des Paulus und band sich die Füße und Hände und sprach: Das sagt der Heilige Geist:
Den Mann, dem dieser Gürtel gehört, werden die Juden in Jerusalem so binden und überantworten in die Hände der Heiden. 12Als wir aber das hörten, baten wir und die aus dem Ort, dass er nicht hinauf nach Jerusalem zöge. 13Paulus aber antwortete: Was macht ihr, dass ihr weint und brecht mir das Herz? Denn
ich bin bereit, nicht allein mich binden zu lassen, sondern auch zu sterben in Jerusalem für den Namen des Herrn Jesus. 14Da er sich aber nicht überreden ließ, schwiegen wir und sprachen:
Des Herrn Wille geschehe.
15Und nach diesen Tagen machten wir uns fertig und zogen hinauf nach Jerusalem. 16Es kamen aber mit uns auch einige Jünger aus Cäsarea und führten uns zu einem alten Jünger mit Namen Mnason aus Zypern, bei dem wir zu Gast sein sollten. 17Als wir nun nach Jerusalem kamen, nahmen uns die Brüder und Schwestern gerne auf.
18Am nächsten Tag aber ging Paulus mit uns zu
Jakobus, und alle Ältesten kamen dorthin. 19Und als er sie begrüßt hatte, erzählte er eins nach dem andern, was Gott unter den Heiden durch seinen Dienst getan hatte. 20Da sie aber das hörten, lobten sie Gott und sprachen zu ihm: Bruder, du siehst, wie viele Tausende unter den Juden gläubig geworden sind und alle sind
Eiferer für das Gesetz. 21Ihnen ist aber berichtet worden über dich, dass du alle Juden, die unter den Heiden wohnen, den Abfall von Mose lehrst und sagst, sie sollen ihre Kinder nicht beschneiden und auch nicht nach den Ordnungen leben.
22Was nun? Auf jeden Fall werden sie hören, dass du gekommen bist.
23So tu nun das, was wir dir sagen: Wir haben vier Männer, die haben
ein Gelübde auf sich genommen; 24die nimm zu dir und lass dich reinigen mit ihnen und trage die Kosten für sie, dass sie ihr Haupt scheren können;21,24 Siehe Sach- und Worterklärungen zu »Gottgeweihter«. so werden alle erkennen, dass es nicht so ist, wie man ihnen über dich berichtet hat, sondern dass du selber auch nach dem Gesetz lebst und es hältst. 25Wegen der gläubig gewordenen Heiden aber haben wir beschlossen und geschrieben, dass sie sich hüten sollen vor dem Götzenopferfleisch, vor Blut, vor Ersticktem und vor Unzucht.
26Da nahm Paulus die Männer zu sich und reinigte sich am nächsten Tag mit ihnen und ging in den Tempel und zeigte an, dass die Tage der Reinigung beendet sein sollten, sobald für jeden von ihnen das Opfer dargebracht wäre.
1. Kor 9,20
27Als aber die sieben Tage zu Ende gingen, sahen ihn die Juden aus der Provinz Asia im Tempel und erregten das ganze Volk, legten die Hände an ihn 28und schrien: Ihr Männer von Israel, helft! Dies ist der Mensch, der alle Menschen an allen Enden lehrt gegen unser Volk,
gegen das Gesetz und gegen diese Stätte; dazu
hat er auch Griechen in den Tempel geführt und diese heilige Stätte entweiht. 29Denn sie hatten
Trophimus, den Epheser, mit ihm in der Stadt gesehen; den, meinten sie, hätte Paulus in den Tempel geführt. 30Und die ganze Stadt wurde erregt und es entstand ein Auflauf des Volkes. Sie ergriffen aber Paulus und zogen ihn zum Tempel hinaus. Und sogleich wurden die Tore zugeschlossen.
31Als sie ihn aber töten wollten, kam die Nachricht hinauf vor den Oberst der Kohorte, dass ganz Jerusalem in Aufruhr sei. 32Der nahm sogleich Soldaten und Hauptleute und lief hinunter zu ihnen. Als sie aber den Oberst und die Soldaten sahen, hörten sie auf, Paulus zu schlagen. 33Als nun der Oberst herangekommen war, nahm er ihn fest und
ließ ihn fesseln mit zwei Ketten und fragte, wer er wäre und was er getan hätte. 34Einer aber rief dies, der andre das im Volk. Da er aber nichts Gewisses erfahren konnte wegen des Getümmels, ließ er ihn in die Burg führen. 35Und als er an die Stufen kam, mussten ihn die Soldaten tragen zum Schutz vor der Gewalt des Volkes. 36Denn die Menge folgte und schrie: Weg mit ihm!
37Als nun Paulus in die Burg geführt werden sollte, sprach er zu dem Oberst: Darf ich mit dir reden? Der aber sprach: Kannst du Griechisch? 38Bist du nicht der Ägypter, der vor diesen Tagen einen Aufruhr gemacht und viertausend von den Aufständischen in die Wüste hinausgeführt hat? 39Paulus aber sprach: Ich bin ein jüdischer Mann aus Tarsus in Kilikien, Bürger einer namhaften Stadt. Ich bitte dich, erlaube mir, zu dem Volk zu reden. 40Als er es ihm aber erlaubte, trat Paulus auf die Stufen und winkte dem Volk mit der Hand. Da entstand eine große Stille und er redete zu ihnen auf Hebräisch und sprach:
221Ihr Männer, liebe Brüder und Väter, hört mir zu, wenn ich mich jetzt vor euch verantworte. 2Als sie aber hörten, dass er
auf Hebräisch zu ihnen redete, wurden sie noch stiller. Und er sprach: 3
Ich bin ein jüdischer Mann, geboren in Tarsus in Kilikien, aufgewachsen aber in dieser Stadt und mit aller Sorgfalt unterwiesen im väterlichen Gesetz zu Füßen
Gamaliels, und war ein Eiferer für Gott, wie ihr es heute alle seid. 4Ich habe
diesen Weg22,4 »Weg« ist in der Apostelgeschichte häufig eine Bezeichnung für das Christentum. verfolgt bis auf den Tod; ich band Männer und Frauen und warf sie ins Gefängnis,
5wie mir auch der Hohepriester bezeugt und der ganze Rat der Ältesten. Von ihnen empfing ich auch Briefe an die Brüder und reiste nach Damaskus, um auch die, die dort waren, gefesselt nach Jerusalem zu führen, damit sie bestraft würden.
6Es geschah aber, als ich dorthin zog und in die Nähe von Damaskus kam, da umleuchtete mich plötzlich um die Mittagszeit ein großes Licht vom Himmel. 7Und ich fiel zu Boden und hörte eine Stimme, die sprach zu mir: Saul, Saul, was verfolgst du mich? 8Ich antwortete aber: Herr, wer bist du? Und er sprach zu mir: Ich bin Jesus von Nazareth22,8 Wörtlich: »Jesus, der Nazoräer«; siehe Sach- und Worterklärungen zu »Nazoräer«., den du verfolgst. 9Die aber mit mir waren, sahen zwar das Licht, aber die Stimme dessen, der mit mir redete, hörten sie nicht. 10Ich fragte aber: Herr, was soll ich tun? Und der Herr sprach zu mir: Steh auf und geh nach Damaskus. Dort wird man dir alles sagen, was dir zu tun aufgetragen ist. 11Als ich aber, geblendet von der Klarheit dieses Lichtes, nicht sehen konnte, wurde ich an der Hand geleitet von denen, die bei mir waren, und kam nach Damaskus.
12Hananias aber, ein frommer Mann nach dem Gesetz, der einen guten Ruf bei allen Juden hatte, die dort wohnten, 13der kam zu mir, trat vor mich hin und sprach zu mir: Saul, lieber Bruder, du sollst wieder sehen. Und zur selben Stunde konnte ich ihn sehen. 14Er aber sprach: Der Gott unserer Väter hat dich erwählt, dass du seinen Willen erkennen sollst und den Gerechten sehen und die Stimme aus seinem Munde hören; 15denn du wirst für ihn vor allen Menschen Zeuge sein von dem, was du gesehen und gehört hast. 16Und nun, was zögerst du? Steh auf, lass dich taufen und deine Sünden abwaschen und rufe seinen Namen an.
17Es geschah aber, als ich wieder nach Jerusalem kam und im Tempel betete, dass ich in Verzückung geriet 18und ihn sah. Da sprach er zu mir: Eile und geh schnell weg aus Jerusalem; denn dein Zeugnis von mir werden sie nicht annehmen. 19Und ich sprach: Herr, sie wissen doch, dass ich gefangen nahm, die an dich glaubten, und sie in den Synagogen schlagen ließ. 20Und als das Blut des Stephanus, deines Zeugen, vergossen wurde,
stand ich auch dabei und hatte Gefallen daran und bewachte denen die Kleider, die ihn töteten. 21Und er sprach zu mir: Geh hin; denn ich will dich in die Ferne zu den Heiden senden.
22Sie hörten ihm aber zu bis zu diesem Wort; dann erhoben sie ihre Stimme und riefen:
Hinweg mit diesem von der Erde! Denn er darf nicht mehr leben.
23Da sie aber schrien und ihre Kleider abwarfen und Staub in die Luft wirbelten, 24befahl der Oberst, ihn in die Burg zu führen, und sagte, dass man ihn geißeln und verhören sollte, um zu erfahren, aus welchem Grund sie so gegen ihn schrien. 25Als sie ihn aber zum Geißeln festbanden, sprach Paulus zu dem Hauptmann, der dabeistand:
Ist es erlaubt bei euch, einen Menschen, der römischer Bürger ist, ohne Urteil zu geißeln?
26Als das der Hauptmann hörte, ging er zu dem Oberst und berichtete ihm und sprach: Was willst du tun? Dieser Mensch ist römischer Bürger. 27Da kam der Oberst zu ihm und fragte ihn: Sage mir, bist du römischer Bürger? Er aber sprach: Ja. 28Da sagte der Oberst: Ich habe dies Bürgerrecht für viel Geld erworben. Paulus aber sprach: Ich aber bin schon als römischer Bürger geboren. 29Da ließen sogleich von ihm ab, die ihn verhören sollten. Und der Oberst fürchtete sich, als er vernahm, dass es ein römischer Bürger war, den er hatte festbinden lassen.
30Am nächsten Tag wollte er genau erkunden, warum Paulus von den Juden verklagt wurde. Er band ihn los und befahl den Hohenpriestern und dem ganzen Hohen Rat zusammenzukommen und führte Paulus hinab und stellte ihn vor sie.