BasisBibel (BB)
69

Gott zieht mich aus dem Schlamm

691FÜR DEN CHORLEITER,

NACH DER MELODIE: LOTUSBLÜTEN.

VON DAVID69,1 David: Bedeutender König in der Geschichte Israels, der etwa 1000–960 v. Chr. regierte. Er gilt als Dichter zahlreicher Lieder und Gebete..

2Rette mich, Gott!

Das Wasser steht mir bis zum Hals.

3Ich bin versunken in tiefem Schlamm

und finde keinen festen Grund.

In tiefes Wasser bin ich geraten.

Eine Flutwelle spülte mich fort.

4Erschöpft bin ich von meinem Schreien.

Meine Kehle ist schon heiser.

Meine Augen sind müde geworden,

so sehr hielt ich Ausschau nach meinem Gott.

5Feinde, die mich ohne Grund hassen,

habe ich mehr als Haare auf dem Kopf.

Es sind starke Gegner, die mich verderben wollen.

Und was sie mir vorwerfen, ist gelogen:

Ich soll ihnen etwas zurückgeben,

was ich gar nicht gestohlen habe!

6Gott, du weißt, was ich falsch gemacht habe.

Meine Schuld69,6 Schuld: Konkrete Verfehlungen, die von Gott trennen und das Gewissen belasten können. ist vor dir nicht verborgen.

7Niemand, der auf dich hofft, mein Herr,

soll durch mich enttäuscht werden,

du Herr69,7 Herr: Hier steht im Hebräischen der Gottesname. Bereits in der Antike war es üblich, den Gottesnamen nicht auszusprechen, sondern ihn beim Lesen durch das hebräische Wort für »Herr« (adonaj) zu ersetzen. In deutschen Bibeln wird das in der Regel durch eine besondere Schreibweise kenntlich gemacht: HERR. der himmlischen Heere69,7 himmlische Heere: Hebräisch Zebaot. Der Beiname bringt die ganze Fülle von Gottes Macht zum Ausdruck..

Niemand, der nach dir fragt, du Gott Israels,

soll durch mein Elend entmutigt werden.

8Denn deinetwegen erleide ich Schande,

steigt mir die Schamesröte ins Gesicht.

9Meine Brüder69,9 Brüder: Kann sowohl den leiblichen Bruder als auch einen Mitmenschen bezeichnen, der wie der Beter zum Volk Gottes gehört. wollen mich nicht mehr kennen.

Für die Söhne meiner Mutter bin ich ein Fremder.

10Denn der Einsatz für dein Haus69,10 Haus Gottes: Bezeichnet den Tempel in Jerusalem. hat mich aufgerieben.

Der Spott, mit dem man dich verspottet,

hat mich getroffen.

11Als mir beim Fasten69,11 Fasten: Der freiwillige Verzicht auf Essen und Trinken ist in der Bibel eine übliche religiöse Praxis. die Tränen kamen,

hat man mich nur ausgelacht.

12Als ich zur Buße den Sack69,12 Sack: Kleidungsstück aus rauem Leinen, das zum Zeichen von Trauer oder Buße auf bloßer Haut getragen wurde. anlegte,

reimten sie einen Spottvers auf mich.

13Sie sitzen im Stadttor69,13 Tor: Torgebäude in der Stadtmauer. Der Platz davor diente als Marktplatz und Versammlungsort für Gerichtsverhandlungen. und tuscheln über mich.

Sie singen Spottlieder und trinken Bier69,13 Bier: Ein durch Gärung von Getreide alkoholhaltiges Getränk, im Vergleich zu heute viel süßer und trüber. dazu.

14Ich aber schicke mein Gebet69,14 Gebet: Reden des Menschen mit Gott. zu dir,

zu der Zeit, Herr, die dir gefällt:

Antworte mir, Gott, in deiner großen Güte,

zeig mir deine Treue und rette mich!

15Zieh mich aus dem Schlamm,

sonst muss ich darin versinken!

Rette mich aus dem Strudel des Hasses

und aus dem tiefen Wasser!

16Lass nicht zu, dass eine Flutwelle mich fortspült!

Lass nicht zu, dass mich der Abgrund69,16 Abgrund, Brunnenöffnung: Bild für das Totenreich. verschlingt

und die Brunnenöffnung69,16 Brunnenöffnung: Bild für das Totenreich. sich über mir schließt!

17Antworte mir, Herr, so wohltuend ist deine Güte!

Wende dich mir zu, so groß ist dein Mitleid!

18Verbirg nicht dein Angesicht69,18 Angesicht verbergen: Wenn Gott sein Gesicht verbirgt, nimmt er die Bitten des Beters nicht an. vor deinem Knecht69,18 Knecht, Knecht Gottes: Ehrenvolle Bezeichnung für Menschen, die Gott in seinen Dienst nimmt.!

Denn ich bin in höchster Not! Antworte mir bald!

19Komm zu mir und erlöse mich aus der Gefahr.

Befreie mich – meinen Feinden zum Trotz.

20Du weißt, wie sehr sie mich beleidigt,

wie sie mich enttäuscht und gedemütigt haben.

Alle meine Verfolger stehen dir vor Augen.

21So beleidigt zu werden, brach mir das Herz.

Ich fühlte mich zutiefst verletzt.

Ich hoffte, dass jemand Mitleid hätte – vergebens.

Ich wartete, dass mich jemand trösten würde –

doch niemand war dazu bereit!

22Sie gaben mir Gift als Krankenkost

und Essig69,22 Essig: Hier kein Würzmittel, sondern ein billiger, saurer Wein. zu trinken gegen den Durst.

23Doch der Tisch, den sie gedeckt haben,

soll ihnen selbst zum Verhängnis werden.

Und die Opfermahlzeit, die sie feiern,

soll sich als eine Falle erweisen.

24Lass ihre Augen dunkel werden,

damit sie nichts mehr sehen können!

Lass ihre Hüften69,24 Hüften: Im Alten Testament werden die Hüften mit dem Gefühl »Angst« in Verbindung gebracht. beben vor Angst,

damit diese Leute für immer wanken!

25Lass deine Wut über sie kommen!

Dein glühender Zorn69,25 Zorn Gottes: Sein Wille, Gericht zu halten. soll sie treffen.

26Ihr Lagerplatz soll verlassen sein!

In ihren Zelten69,26 Zelt: Transportable Wohnung von Nomaden, die nicht sesshaft sind und mit ihren Tieren durch das Land ziehen. soll niemand mehr wohnen.

27Denn sie verfolgten den, den du geschlagen hast.

Und denen, die von dir verwundet wurden,

haben sie noch mehr Schmerzen zugefügt69,27 zugefügt: Die Übersetzung folgt der griechischen Überlieferung..

28Sie sollen von einer Schuld69,28 Schuld: Konkrete Verfehlungen, die von Gott trennen und das Gewissen belasten können. in die andere geraten!

So werden sie niemals vor dir als gerecht69,28 gerecht, Gerechtigkeit: Meint ein Leben nach dem Willen Gottes. gelten.

29Aus dem Buch des Lebens69,29 Buch des Lebens: Eine Art Bürgerliste, in der die Bewohner des Reiches Gottes verzeichnet sind. soll man sie streichen.

Ihre Namen soll man nicht in die Liste schreiben,

in der die Gerechten69,29 Gerechte: Menschen, die Gottes Gebote befolgen, sodass das Leben in Gemeinschaft miteinander gelingt. aufgeführt sind.

30Ich aber fühle mich elend und leidend.

Deine Hilfe, Gott, wird mich aufrichten.

31Den Namen Gottes69,31 Name Gottes: Steht für Gott selbst und seine Gegenwart, vor allem im Heiligtum. will ich preisen mit einem Lied.

Mit einem Dankgebet will ich ihn hoch loben.

32Das gefällt dem Herrn besser als Opfertiere,

als ein Stier mit Hörnern und Klauen.

33Schaut her, ihr Armen, und freut euch!

Ihr, die ihr Gott sucht, fasst neuen Mut!

34Denn der Herr hört auf die Armen.

Und die Gefangenen, die zu ihm gehören,

verachtet er nicht.

35Himmel und Erde sollen ihn loben,

dazu die Meere und alles, was in ihnen lebt.

36Ja, Gott wird dem Zion69,36 Zion: Tempelberg von Jerusalem, aber auch Bezeichnung für die ganze Stadt. helfen

und die Töchter Judas69,36 Töchter Judas: Bild für die Städte Judas, die in der Umgebung von Jerusalem liegen. wieder aufrichten.

Dort wird man bleiben und das Land besitzen.

37Die Nachkommen seiner Knechte69,37 Knecht: Selbstbezeichnung von Menschen, die sich in den Dienst Gottes stellen und ihn dadurch als ihren Herrn anerkennen. werden es erben.

Und wer seinen Namen69,37 Name Gottes: Steht für Gott selbst und seine Gegenwart, vor allem im Heiligtum. liebt, wird dort wohnen.