Das zweite Buch der Psalmen
Psalm 42–72
421FÜR DEN CHORLEITER.
EIN WEISHEITSLIED DER KORACHITER42,1 Korachiter: Eine Gruppe von Sängern am Tempel in Jerusalem..
2Wie eine Hirschkuh im trockenen Bachtal42,2 trockenes Bachtal: Wasserlauf in einer Schlucht, der nur in der Regenzeit Wasser führt.
nach frischem Wasser schreit –
so sehne ich mich, Gott, nach dir!
3Meine Seele dürstet nach Gott,
nach dem Gott meines Lebens.
Wann darf ich zum Tempel42,3 Tempel: Das zentrale Heiligtum in Jerusalem. Der Tempel galt als Wohnung Gottes und war Zufluchtsort für Verfolgte. kommen
und das Angesicht Gottes schauen42,3 Angesicht schauen: Bei einem Besuch im Tempel die Gegenwart Gottes erfahren.?
4Tränen sind mein einziges Brot
am Tag und in der Nacht.
Die ganze Zeit sagt man zu mir:
»Wo ist denn nun dein Gott?«
5An meine Tränen will ich denken
und mir alles von der Seele reden –
wenn ich dorthin ziehe42,5 dorthin ziehen: Hier zeigt sich, dass der Beter weit entfernt von Jerusalem lebt. in festlicher Schar,
wenn ich wandere zu Gottes Haus42,5 Haus Gottes: Bezeichnet den Tempel in Jerusalem..
Dem Lärmen der Feiernden will ich folgen,
dem Schall ihrer Jubel- und Dankgesänge.
6Was bist du so bedrückt, meine Seele42,6 Seele: Ausdruck für die Empfindsamkeit, Sehnsucht und Lebendigkeit des Menschen.?
Warum bist du so aufgewühlt?
Halte doch Ausschau nach Gott!
Denn bald werde ich ihm wieder danken.
Wenn ich nur sein Angesicht schaue,
ist mir schon geholfen.
7Mein Gott, bedrückt ist meine Seele42,7 Seele: Ausdruck für die Empfindsamkeit, Sehnsucht und Lebendigkeit des Menschen. in mir.
Darum will ich an dich denken –
im fernen Land bei den Quellen des Jordan42,7 Quellen des Jordan: Als Quellen des Jordan gelten drei Flüsse, die im Gebiet des heutigen Libanon, Syrien und Israel entspringen.
und beim Hermongebirge42,7 Hermon: Bis zu 2814 m hohes Bergmassiv etwa 60 km nördlich des See Gennesaret. am »Kleinen Berg«42,7 »Kleiner Berg«: Vermutlich der Berg Mizar im Norden..
8Dort rauschen die Fluten der Urzeit42,8 Fluten der Urzeit: Das Wasser, das vor der Schöpfung die gesamte Erde bedeckte; vgl. 1. Mose/Genesis 1,2..
Dort tosen deine Wasserströme.
Alle deine Wellen und Wogen –
sie schlugen über mir zusammen!
9Am Tag schenkt der Herr42,9 Herr: Hier steht im Hebräischen der Gottesname. Bereits in der Antike war es üblich, den Gottesnamen nicht auszusprechen, sondern ihn beim Lesen durch das hebräische Wort für »Herr« (adonaj) zu ersetzen. In deutschen Bibeln wird das in der Regel durch eine besondere Schreibweise kenntlich gemacht: HERR. mir seine Güte
und in der Nacht dank ich ihm mit einem Lied –
mit einem Gebet42,9 Gebet: Reden des Menschen mit Gott. zum Gott meines Lebens!
10Zu Gott, meinem Fels42,10 Fels: Ehrenvolle Bezeichnung für Gott, in der seine Stärke zum Ausdruck kommt., will ich sagen:
Warum hast du mich vergessen?
Warum muss ich so traurig durchs Leben gehen,
bedrängt von meinem Feind?
11Todesschmerz fährt mir durch Mark und Bein,
wenn meine Gegner mich verhöhnen.
Die ganze Zeit sagt man zu mir:
»Wo ist denn nun dein Gott?«
1242,12 Vers 12: Der kursiv hervorgehobene Text ist ein Refrain. Er verbindet Psalm 42–43. Ursprünglich waren sie ein einziger Psalm. Was bist du so bedrückt, meine Seele42,12 Seele: Ausdruck für die Empfindsamkeit, Sehnsucht und Lebendigkeit des Menschen.?
Warum bist du so aufgewühlt?
Halte doch Ausschau nach Gott!
Denn bald werde ich ihm wieder danken.
Wenn ich nur sein Angesicht schaue42,12 Angesicht schauen: Bei einem Besuch im Tempel die Gegenwart Gottes erfahren.,
hat mir mein Gott schon geholfen.