10110,1 Vers 1: In der griechischen Überlieferung werden Psalm 9–10 als ein Psalm gezählt. Warum bleibst du in der Ferne, Herr10,1 Herr: Hier steht im Hebräischen der Gottesname. Bereits in der Antike war es üblich, den Gottesnamen nicht auszusprechen, sondern ihn beim Lesen durch das hebräische Wort für »Herr« (adonaj) zu ersetzen. In deutschen Bibeln wird das in der Regel durch eine besondere Schreibweise kenntlich gemacht: HERR.?
Warum verschließt du deine Augen in Zeiten der Not?
2Voller Hochmut geht der Frevler10,2 Frevler: Menschen, die Gottes Gebote missachten und ihre eigenen Interessen gewaltsam durchsetzen. vor,
mit Leidenschaft verfolgt er den Armen.
Er schnappt ihn mit List und Tücke,
wie er es sich ausgedacht hat.
3Der Frevler brüstet sich mit seiner Habgier.
Er segnet seinen unrechtmäßigen Gewinn
und verhöhnt auch noch den Herrn.
4Hochnäsig, wie der Frevler ist, sagt er:
»Er straft doch nicht! Also gibt es keinen Gott!«
So sind alle seine Gedanken.
5Sein Weg führt immer zum Erfolg.
Fern im Himmel10,5 Himmel: Im übertragenen Sinn beschreibt »Himmel« den Bereich, in dem Gott wohnt. werden deine Urteile gefällt.
Darum meint er, sie betreffen ihn nicht.
Gegen alle Widersacher läuft er Sturm.
6Dabei denkt er in seinem Herzen10,6 Herz: Sitz des Verstandes und des Willens.:
»Ich werde ganz bestimmt nicht wanken.
Nie und nimmer wird mich ein Unglück treffen.«
Verflucht soll er sein!
7Sein Mund ist voll Betrug und Erpressung.
Leid und Unheil lauern unter seiner Zunge.
8In Hinterhöfen legt er sich auf die Lauer.
Im Verborgenen tötet er den Unschuldigen.
Seine Augen halten Ausschau nach dem Schwachen.
9Er lauert im Versteck wie ein Löwe im Busch.
Er lauert nur darauf, den Armen zu packen.
Er schnappt den Armen, zieht ihn in sein Netz10,9 Netz: Wird bei der Jagd eingesetzt, um Tiere darin zu fangen..
10Er schlägt zu, beugt sich über sein Opfer.
Die Schwachen fallen durch seine Pranken.
11Dabei denkt er in seinem Herzen nur:
»Auch das hat Gott bereits vergessen!
Er hat ja sein Gesicht bedeckt,
die ganze Zeit schon nichts gesehen!«
12Steh auf10,12 steh auf: Charakteristischer Ausdruck in den Psalmen. Die Aufforderung soll Gott zum Eingreifen bewegen., Herr! Greif ein, Gott!
Vergiss die Armen nicht!
13Warum darf der Frevler10,13 Frevler: Menschen, die Gottes Gebote missachten und ihre eigenen Interessen gewaltsam durchsetzen. Gott verhöhnen?
Wie kann er behaupten, dass du nicht strafst?
14Du hast das Elend und Leid doch gesehen!
Jetzt nimm die Sache selbst in deine Hand!
Der Schwache kann sich auf dich verlassen.
Dem Waisenkind10,14 Waise: Kind, dessen Eltern gestorben sind und dessen Versorgung dadurch nicht mehr sicher ist. Von der Gemeinschaft wird gefordert, dass sie Waisen versorgt und niemand ihre schwache Stellung ausnutzt. bist du ein Helfer gewesen.
15Brich die Macht des Frevlers und des Bösen!
Verfolge das Unrecht, das er begangen hat,
bis du nichts mehr davon findest.
16Der Herr ist König10,16 König: Ehrentitel für Gott, der als Herrscher der Welt verehrt wird und für Recht und Gerechtigkeit sorgt. für immer und alle Zeit!
Verschwunden sind die Völker aus seinem Land.
17Du hast gehört, Herr,
wonach die Unterdrückten sich sehnen.
Mach ihnen Mut! Öffne dein Ohr für sie!
18So hilfst du den Waisen und Benachteiligten,
dass sie zu ihrem Recht kommen.
Niemals wieder sollen Menschen auf der Erde
Angst und Schrecken verbreiten.