Alphabetpsalm3,0 Alphabetpsalm: Poetische Kunstform, bei der die Anfangsbuchstaben der Verse oder Abschnitte in ihrer Reihenfolge dem hebräischen Alphabet entsprechen.
א 31Ich bin ein vom Leid geprüfter Mann.
Gott schlug mich mit der Rute seines Zorns.
א 2Er hat mich vertrieben und weggeführt,
in die Finsternis und nicht ins Licht.
א 3Immerzu hat er mich geschunden,
Tag für Tag traf mich seine Faust.
ב 4Durch ihn bin ich nur noch Haut und Knochen,
sämtliche Glieder hat er mir zerschlagen.
ב 5Von allen Seiten schloss er mich ein
in Bitterkeit und Qual.
ב 6Er versetzte mich in tiefe Dunkelheit
wie die Toten in der Unterwelt3,6 Unterwelt: Aufenthaltsort der Verstorbenen, der unter der Erde liegt..
ג 7Er baute Mauern um mich ohne eine Tür.
In Ketten aus Bronze legte er mich.
ג 8Ich konnte um Hilfe schreien, soviel ich wollte.
Er verschloss seine Ohren vor meinem Gebet.
ג 9Die Wege verbaute er mir mit Steinen.
Er ließ mich ziellos durch die Gegend laufen.
ד 10Wie ein Bär3,10 wie ein Bär: Der Beter setzt Gott mit einem Raubtier gleich, das sein Leben bedroht. kam er mir entgegen,
wie ein Löwe lauerte er im Gebüsch.
ד 11Wohin ich auch ging, brachte er mich in Gefahr.
Er lähmte mich vor Angst und ließ mich allein.
ד 12Er spannte den Bogen und benutzte mich
als Zielscheibe für seinen Pfeil.
ה 13Stechende Schmerzen in meinen Nieren
bereiteten mir die Pfeile aus seinem Köcher3,13 Köcher: Behältnis für das Mitführen von Pfeilen..
ה 14Da lachten die Völker über mich,
sie sangen ihr Spottlied den ganzen Tag.
ה 15Er machte mich satt mit bitteren Speisen,
er stillte meinen Durst mit saurem Wein.
ו 16Er ließ meine Zähne auf Granit beißen,
er trat mich nieder in den Staub.
ו 17Gott, du hast mir meinen Seelenfrieden genommen!
Ich habe vergessen, was Glück ist.
ו 18Da dachte ich: Meine Zeit ist vorbei!
Meine Hoffnung auf den Herrn3,18 Herr: Hier steht im Hebräischen der Gottesname. Bereits in der Antike war es üblich, den Gottesnamen nicht auszusprechen, sondern ihn beim Lesen durch das hebräische Wort für »Herr« (adonaj) zu ersetzen. In deutschen Bibeln wird das in der Regel durch eine besondere Schreibweise kenntlich gemacht: HERR. ist dahin.
ז 19Der Gedanke an meine Not und Verlassenheit
macht mich bitter und vergiftet mein Leben.
ז 20Trotzdem muss ich ständig daran denken,
und das wühlt mich bis ins Innerste auf.
ז 21Deshalb will ich in mich gehen
und meine Hoffnung auf den Herrn setzen:
ח 22Ja, seine Güte hört nicht auf.
Sein Erbarmen hat noch lange kein Ende.
ח 23Jeden Morgen erbarmt er sich von Neuem.
Gott, deine Treue ist unfassbar groß.
ח 24Ich bekannte: »Der Herr ist alles für mich!
Deshalb setze ich meine Hoffnung auf ihn.«
ט 25Der Herr ist gut zu dem, der auf ihn hofft,
zu dem Menschen, der nach ihm fragt.
ט 26Gut ist es, sich in Geduld zu üben
und still zu warten auf die Hilfe des Herrn.
ט 27Gut ist es, wenn einer sein Leid3,27 Leid: Wörtlich »Joch«. Holzbalken, der Tieren über den Nacken gelegt wird, um einen Wagen oder Pflug zu ziehen. Hier Bild für das von Gott auferlegte Leid, das man tragen soll wie ein Rind das Joch. trägt,
wie er als junger Mann eine Last getragen hat.
י 28Wenn Gott einem ein Leid zu tragen gibt,
soll man sich auf den Boden setzen und verstummen.
י 29Man soll den Mund in den Staub drücken,
vielleicht gibt es noch Hoffnung.
י 30Man soll die Backe dem hinhalten, der zuschlägt,
und jede Demütigung ertragen.
כ 31Wenn der Herr einen Menschen verstößt,
dann verstößt er ihn nicht für immer.
כ 32Auch wenn er straft, erbarmt er sich wieder.
Unfassbar groß ist seine Güte.
כ 33Denn es bereitet ihm keine Freude,
die Menschen zu strafen und leiden zu sehen.
ל 34Ist es richtig, dass alle Gefangenen im Land
mit Füßen getreten werden?
ל 35Oder dass man den einfachen Mann um sein Recht bringt
vor den Augen des Höchsten3,35 der Höchste: Titel für Gott, der eng mit dem Tempel in Jerusalem verbunden ist.?
ל 36Oder dass man im Streitfall die Wahrheit verdreht?
Sollte der Herr das alles nicht sehen?
מ 37Von wem heißt es3,37 von wem heißt es: Durch die folgende Anspielung auf Psalm 33,9 wird auf Gott als den Schöpfer hingewiesen, der durch sein Wort die Welt erschafft.: Er sprach und es geschah?
Geschieht denn nicht alles auf den Befehl des Herrn?
מ 38Das Böse wie das Gute,
beides geschieht doch auf Anordnung des Höchsten3,38 der Höchste: Titel für Gott, der eng mit dem Tempel in Jerusalem verbunden ist..
מ 39Worüber beschwert sich ein Mensch in seinem Leben?
Ist er nicht selbst für seine Sünde verantwortlich?
נ 40Lasst uns über unser Leben ernsthaft nachdenken!
Lasst uns umkehren zum Herrn!
נ 41Wir wollen zu Gott im Himmel beten,
von Herzen, nicht nur mit den Händen3,41 nicht nur mit den Händen: Die erhobenen Hände als äußere Gebetshaltung reichen nicht aus. Es muss auch eine innere Umkehr zu Gott erfolgen.:
נ 42Ja, wir sind gottlos und ungehorsam gewesen!
Das konntest du uns nicht verzeihen.
ס 43Du hast dich in Zorn gehüllt und uns verfolgt.
Erbarmungslos hast du uns ums Leben gebracht.
ס 44Du hast dich in eine dichte Wolke gehüllt,
hast dich abgeschirmt gegen unser Gebet.
ס 45Unter den Völkern hast du dafür gesorgt,
dass wir wie Abschaum und Dreck behandelt wurden.
פ 46Alle unsere Feinde
zerrissen sich über uns das Maul.
פ 47Wir stürzten ins Verderben und in den Abgrund,
Verwüstung und Untergang trafen uns.
פ 48Meine Augen vergießen Ströme von Tränen
über den Untergang der Tochter meines Volkes3,48 Tochter meines Volkes: Meint die Stadt Jerusalem. Dort regierten die Könige, die für den Schutz des Volkes verantwortlich waren..
ע 49Ununterbrochen fließen Tränen aus meinen Augen,
es hört und hört nicht auf.
ע 50Ich kann nur hoffen, dass der Herr
vom Himmel herabblickt und mein Elend sieht.
ע 51Meine Augen tun mir schon weh,
so sehr muss ich weinen über meine Stadt.
צ 52Meine Feinde, die mich ohne Grund verfolgen,
machten Jagd auf mich wie auf einen Vogel.
צ 53Sie warfen mich lebendig in die Zisterne3,53 Zisterne: In den Boden geschlagene Kammer zum Sammeln und Speichern von Regenwasser. Sie diente auch als Gefängnis.
und verschlossen sie mit einem Stein.
צ 54Wasser stürzte auf mich herab.
Ich dachte schon: Jetzt ist es aus mit mir!
ק 55Da rief ich deinen Namen, Herr,
tief unten aus der Zisterne.
ק 56Du hast mich gehört, als ich schrie:
»Verschließ nicht dein Ohr! Befreie mich!«
ק 57Du warst mir nahe, als ich dich rief.
Du sprachst: »Fürchte dich nicht!«
ר 58Du, Herr, hast mir mein Recht erstritten.
Das Leben hast du mir gerettet.
ר 59Du hast gesehen, Herr, wie man mir Unrecht tat.
Hilf mir, dass ich mein Recht bekomme!
ר 60Du hast die maßlose Rachsucht gesehen,
als sie ihre Pläne gegen mich schmiedeten.
ש 61Du hast die Schmähungen gehört, Herr,
als sie ihre Pläne gegen mich ausführten.
ש 62Das Gerede meiner Gegner und ihre Anfeindungen
richten sich gegen mich Tag für Tag.
ש 63Du kannst es sehen, ob sie sitzen oder stehen:
Ihr Spottlied, das gilt mir!
ת 64Zahl ihnen ihr Tun heim, Herr!
Sie haben es nicht anders verdient.
ת 65Gib ihnen Eigensinn ins Herz!
Dein Fluch3,65 Fluch: Ein Unheil bringendes Wort, durch das die Lebenskraft oder das Wohlergehen des Verfluchten gemindert werden soll. soll sie treffen.
ת 66Verfolge sie mit deinem Zorn!
Lösch sie aus unter dem Himmel des Herrn!