2Wie kann denn einer mit dem Allmächtigen streiten,
der meint, er wüsste alles besser?
Wer Gott zurechtweisen will,
soll ihm auch Rede und Antwort stehen.
3Da antwortete Hiob dem Herrn und sagte:4Siehe, ich bin nichts im Vergleich mit dir!
Was könnte ich dir noch entgegnen?
Ich lege den Finger auf meinen Mund40,4 Finger auf meinen Mund: Geste, mit der sich Hiob zum Schweigen verpflichtet. Er will jetzt nur noch auf Gottes Worte hören..
5Ich habe einmal geredet, ich will nicht mehr.
Ich habe noch einmal geredet, jetzt ist Schluss!
7Nun sei ein Mann und steh mir Rede und Antwort40,7 Rede und Antwort: Wörtlich »Gürte deine Lenden!« Das bedeutet, Hiob soll sich dem Gespräch mit Gott stellen wie einer, der einen Kampf ausficht.!
Ich will dir meine Fragen vorlegen,
belehr mich doch, wenn du es kannst!
8Glaubst du, du könntest mein Recht brechen,
mich ins Unrecht setzen, damit du recht behältst?
9Besitzt du denn eine so große Macht wie Gott?
Kannst du es so laut donnern lassen wie er?
10Dann schmück dich doch mit göttlicher Hoheit,
kleide dich mit der Pracht des höchsten Königs!
11Lass deinem flammenden Zorn freien Lauf,
straf alle Stolzen und wirf sie nieder!
12Straf alle Stolzen und demütige sie,
zertritt die Frevler40,12 Frevler: Menschen, die Gottes Gebote missachten und ihre eigenen Interessen gewaltsam durchsetzen. Mehr … auf der Stelle!
13Wirf sie alle miteinander in den Staub,
verbirg ihre Gesichter tief unten im Totenreich!
14Dann will sogar ich dich preisen,
falls du das aus eigener Kraft vermagst!
15Schau dir das Nilpferd40,15 Nilpferd: Hebräisch Behemot. So die deutsche Übersetzung für das hier beschriebene und unbezwingbare Urtier, das Gottes Majestät und Schöpfermacht veranschaulicht. an!
Gott hat es wie dich geschaffen.
Gras frisst es nicht anders als ein Rind.
16Doch welche Kraft steckt da in seinen Hüften?
Wie viele Muskeln hat es an seinem Bauch?
17Sein Schwanz gleicht dem Stamm einer Zeder40,17 Zeder: Bis zu 30 m hoher Gebirgsbaum, der vor allem im Libanon wächst. Mehr …,
die Sehnen seiner Schenkel sind stark wie Seile.
18Seine Beine gleichen Röhren aus Bronze,
seine Knochen sind so hart wie Eisenstangen.
19Es ist das erste von Gottes Meisterwerken.
Sein Schöpfer hat es zum Herrschen bestimmt.
20Es nimmt sich das Holz, das die Berge liefern,
zertrampelt40,20 zertrampelt: Andere übersetzen in dieser Zeile: »und alle wilden Tiere spielen dort«. die Tiere, die auf dem Hochland sind.
21Es ruht sich aus unter dichten Büschen,
im Schilf und im Sumpf liegt es versteckt.
22Kameldornzweige bieten ihm Schatten
und ringsherum stehen Pappeln am Ufer.
23Wenn der Strom anschwillt40,23 anschwillt: Selbst Hochwasser kann dem Nilpferd nichts anhaben, weil es mit erstaunlicher Leichtigkeit schwimmen kann., erschrickt es nicht,
bleibt ruhig, hält Ohren und Nüstern über Wasser.
24Kein Mensch kann es von vorne packen
oder ein Fangseil durch seine Nase ziehen.
25Fängst du das Krokodil40,25 Krokodil: Hebräisch Leviatan. So die deutsche Übersetzung für das hier beschriebene und unbezwingbare Urtier, das Gottes Majestät und Schöpfermacht veranschaulicht. mit einer Angel
oder bindest du einen Strick um sein Maul?
26Kannst du ein Binsenseil an seiner Nase anbringen
oder einen Haken40,26 Haken: Mit keinem der aufgezählten Jagdwerkzeuge lässt sich das Krokodil bezwingen. durch seinen Kiefer bohren?
27Wird es dich vielmals um Gnade bitten
oder gar mitleidige Worte an dich richten?
28Wird es einen Vertrag mit dir schließen,
dass du es für immer zum Sklaven nimmst?
29Kannst du mit ihm spielen wie mit einem Vöglein
oder es deinen Mädchen als Haustier schenken?
30Wo sind die Kaufleute, die damit Handel treiben,
die es in Stücke teilen und auf dem Markt verkaufen?
31Kannst du mit Spießen seinen Knochenpanzer durchstoßen
oder mit einer Fischharpune seinen Kopf?
32Versuch es nur! Doch denk dabei an den Kampf!
Dann wirst du es nie wieder tun.
411Jede Hoffnung, es zu besiegen, ist trügerisch.
Schon sein bloßer Anblick wirft jeden um.
2Keiner ist so tollkühn, es aufzustören.
Wer glaubt denn, dass er ihm standhalten kann?
3Das wäre so, als wollte sich jemand mir widersetzen
und glauben, er käme ungeschoren davon.
Doch unter dem ganzen Himmel gibt es nichts,
was meiner Macht nicht unterworfen ist.
4Ich will noch nicht über das Krokodil schweigen.
Ich will weiter von seinen Gliedmaßen sprechen,
von der Kraft und Schönheit seines Körperbaus.
5Wer kann die Oberseite seines Kleides aufdecken
und in seinen Knochenpanzer eindringen?
6Wer kann die Tore seines Rachens öffnen?
Seine Zähne ringsum verheißen Schreckliches.
7Über seinen Rücken ziehen sich Reihen von Schilden41,7 Schilde: Die Schuppen auf dem Rücken des Krokodils sind besonders kräftig entwickelt und werden deshalb auch Rückenschilde genannt.,
dicht an dicht, so hart wie Siegel aus Stein.
8Einer reiht sich an den anderen,
kein Lüftchen dringt zwischen ihnen hindurch.
9Sie haften aneinander, sind fest verklammert,
sodass man sie nicht trennen kann.
10Bei seinem Niesen sprühen Funken41,10 Funken: So scheint es, weil sich beim Niesen des Krokodils das Sonnenlicht im ausgesprühten feinen Wassernebel bricht.,
seine Augen gleichen Strahlen der Morgenröte.
11Aus seinem Rachen schießen Flammen41,11 Flammen: Das Krokodil wird hier wie ein drachenähnliches Ungeheuer beschrieben.,
Funken von Feuer fliegen umher.
12Aus seinen Nüstern dringt Rauch
wie Dampf aus einem Topf, der überkocht.
13Sein Atem setzt glühende Kohlen in Brand,
Flammen schlagen aus seinem Rachen.
14In seinem Nacken schlummert große Kraft,
und vor ihm her tanzt die Angst.
15Sein Bauch liegt am Körper wie angegossen,
die Bauchdecke ist hart und gibt nicht nach.
16Sein Herz ist hart, als wäre es aus Stein,
wie der Mühlstein41,16 Mühlstein: Die Handmühle besteht aus einem unteren und einem oberen Stein. Der untere Mühlstein ist härter und bildet die Fläche, auf der gemahlen wird., auf dem gemahlen wird.
17Wenn es sich erhebt, packt Mächtige das Grausen.
Bleich vor Entsetzen weichen sie zurück.
18Wer das Schwert gegen es richtet, kann nicht bestehn.
Nutzlos sind Lanze, Pfeil und Geschosse aus Stein.
19Eisen ist bei ihm nicht mehr als Stroh,
Waffen aus Bronze hält es für morsches Holz.
20Mit Pfeil und Bogen kann man es nicht verjagen,
Schleudersteine wirken wie Ballen aus Stroh.
21Die Keule ist bei ihm nicht mehr als ein Strohhalm,
es macht sich lustig über das Zischen des Speers.
22An seinem Bauch sind spitze Scherben,
wie ein Dreschschlitten41,22 Dreschschlitten: Mit spitzen Steinen oder Eisenmessern besetztes Gerät, mit dessen Hilfe die Getreidekörner nach der Ernte aus den Ähren gelöst werden. Mehr … durchzieht es den Schlamm.
23Es bringt das Meer zum Kochen wie in einem Topf,
lässt die See brodeln wie das Gebräu für Salben41,23 Gebräu für Salben: Tierisches Fett für die Herstellung von Salben wird durch langes Kochen von Fleisch und Knochen gewonnen..
24Hinter ihm zieht sich eine helle Spur durchs Wasser,
es glitzert die Gischt wie silbernes Haar.
25Nichts auf der Erde kommt ihm gleich,
es wurde ohne jede Furcht geschaffen.
26Alle anderen Geschöpfe fürchten sich vor ihm:
Es ist der König über alle stolzen Tiere.
2Jetzt weiß ich, dass alles in deiner Macht steht.
Man kann dich an keinem deiner Vorhaben hindern.
3Du hast gefragt42,3 gefragt: Hiob zitiert hier einen Vers aus der ersten Gottesrede, vgl. Hiob 38,2.:
»Wer ist es, der meinen Plan verdunkelt
mit Worten, gesprochen ohne Verstand?«
Ich war’s! Ja, ich habe ohne Einsicht geredet.
Ich sprach von Dingen, die ich nicht verstand.
4Du hast mich aufgefordert42,4 aufgefordert: Hiob zitiert hier einen Satz aus der zweiten Gottesrede, vgl. Hiob 40,7.:
»Hör zu, wenn ich mit dir rede!
Ich will dir meine Fragen vorlegen.
Belehr mich doch, wenn du es kannst!«
5Ja, bis dahin kannte ich dich nur vom Hörensagen.
Doch jetzt hat mein Auge dich wirklich gesehen.
6Darum bereue ich meine Worte und finde Trost,
so wie ich hier in Staub und Asche sitze.
Der Schluss der Erzählung von Hiob
Hiob 42,7-17