Gideons Sohn Abimelech
Richter 9,1-57
Hört auf mich, ihr Herren der Stadt Sichem!
Dann wird auch Gott auf euch hören.
8Einst zogen die Bäume los.
Sie wollten einen König über sich salben.
9Also sagten sie zum Olivenbaum9,9 Olivenbaum: Im östlichen Mittelmeerraum weitverbreiteter Baum, aus dessen Früchten Öl hergestellt wird. Es gehörte in der Antike zu den Grundnahrungsmitteln. Mehr …:
»Sei du unser Herrscher!«
Doch der Olivenbaum antwortete ihnen:
»Soll ich denn keine Oliven mehr hervorbringen?
Mit ihrem Öl werden Götter und Menschen geehrt.
Nein, ich will nicht über den Bäumen schweben9,9 über den Bäumen schweben: Wörtlich »hin- und herschwanken«, ein deutlich negatives, fast spöttisches Urteil über die Tätigkeit eines altorientalischen Königs.!«
10Da sagten die Bäume zum Feigenbaum9,10 Feigenbaum: Obstbaum mit großen Blättern, die in der Mittagshitze reichlich Schatten spenden. Die Früchte gehören im östlichen Mittelmeerraum zu den Grundnahrungsmitteln.:
»Auf, sei du unser Herrscher!«
11Doch der Feigenbaum antwortete ihnen:
»Soll ich denn keine Feigen mehr hervorbringen?
Die Früchte sind süß und schmecken köstlich.
Nein, ich will nicht über den Bäumen schweben!«
12Da sagten die Bäume zum Weinstock9,12 Weinstock: Bezeichnung für die einzelne Weinpflanze. Mehr …:
»Auf, sei du unser Herrscher!«
13Doch der Weinstock antwortete ihnen:
»Soll ich denn keine Trauben mehr hervorbringen?
Mit ihrem Saft werden Götter und Menschen erfreut.
Nein, ich will nicht über den Bäumen schweben!«
14Schließlich sagten alle Bäume zum Dornbusch9,14 Dornbusch: Im Gegensatz zu den bisher genannten Pflanzen ist der Dornbusch keine Nutzpflanze und trägt keine verwertbaren Früchte.:
»Auf, sei du unser Herrscher!«
15Da antwortete der Dornbusch den Bäumen:
»Ist das euer Ernst?
Wollt ihr mich wirklich zum König über euch salben?
Dann kommt und sucht Schutz in meinem Schatten9,15 in meinem Schatten: Das ist ironisch gemeint. Denn der Dornbusch bietet kaum Schatten, sticht dafür aber mit seinen Dornen.!
Sonst soll Feuer von meinen Dornen ausgehen
und die Zedern9,15 Zedern: Bis zu 30 m hohe Bäume, deren Holz ein begehrtes und edles Baumaterial war. Hier Bild für die Mächtigen im Staat. vom Libanon fressen!«
16Jetzt frage ich euch, ihr Herren von Sichem9,16 Sichem: Stadt 60 km nördlich von Jerusalem, zwischen den Bergen Garizim und Ebal gelegen.:»Ist das euer Ernst?Habt ihr wirklich aufrichtig gehandelt,als ihr Abimelech zum König gemacht habt?Habt ihr euch gut gegenüber Jerubbaal verhaltenund gegenüber seiner Familie?Habt ihr es ihm gedankt, was er getan hat?17Mein Vater hat doch für euch gekämpft.Er hat sein Leben dafür eingesetzt,euch aus der Gewalt der Midianiter zu befreien.18Heute seid ihr zu weit gegangen,als ihr euch gegen mein Vaterhaus erhoben habt.Ihr habt seine Söhne getötet,70 Männer abgeschlachtet auf einem Felsblock.Ihr habt Abimelech, den Sohn seiner Sklavin9,18 Sklavin: Die Mutter des Abimelech war eine Nebenfrau seines Vaters. Sie wird hier als Sklavin bezeichnet, um den niedrigen Rang Abimelechs zum Ausdruck zu bringen.,zum König über die Stadt Sichem gemacht –und das nur, weil er mit euch verwandt ist.19Ist das euer Ernst?Habt ihr euch wirklich aufrichtig verhaltengegenüber Jerubbaal und seiner Familie?Wenn es so ist,dann werdet glücklich mit Abimelech und er mit euch.20Wenn es aber nicht so ist,dann soll Feuer von Abimelech ausgehen.Es soll die Herren der Stadt Sichem fressenund die Leute, die im Schutz der Burg wohnen.Aber auch umgekehrt soll Feuer ausgehenvon den Herren der Stadt Sichem und ihrer Burg.Und dieses Feuer soll Abimelech fressen.«21Danach ergriff Jotam die Flucht.Er ging nach Beer und ließ sich dort nieder,in sicherer Entfernung von seinem Bruder Abimelech.