10Als ich krank war, sagte ich:
Mitten im Leben muss ich gehen.
Ich stehe an der Schwelle des Todes,
der Rest meiner Jahre wird mir genommen.
11Dann kann ich den Herrn38,11 Herr: Hier steht im Hebräischen der Gottesname. Bereits in der Antike war es üblich, den Gottesnamen nicht auszusprechen, sondern ihn beim Lesen durch das hebräische Wort für »Herr« (adonaj) zu ersetzen. In deutschen Bibeln wird das in der Regel durch eine besondere Schreibweise kenntlich gemacht: HERR. nicht mehr sehen,
den Herrn im Land der Lebendigen38,11 Land der Lebendigen: Lebenswelt des Beters im Gegensatz zum Totenreich..
Dann kann ich keinen Menschen mehr erblicken,
weil ich nicht mehr auf der Welt bin.
12Meine Bleibe auf der Erde wird abgebrochen,
sie wird weggetragen wie ein Hirtenzelt.
Ich habe mein Leben zu Ende gewebt,
wie ein Weber, der am Schluss den Stoff einrollt.
Der wird dann vom Webstuhl abgeschnitten.
Tag und Nacht lässt du, Gott, mich mein Ende spüren.
13Bis zum Morgen versuche ich vergeblich,
zur Ruhe zu kommen.
Doch wie ein Löwe zertrümmerst du mir die Knochen.
Ja, Tag und Nacht lässt du mich mein Ende spüren.
14Ich piepse vor Angst wie eine Schwalbe
und gurre wie eine furchtsame Taube.
Voll Sehnsucht richte ich meine Augen nach oben:
Herr, ich bin in Not – tritt für mich ein!
15Was soll ich sonst sagen?
Er38,15 er: Gemeint ist Gott. hat doch nur getan, was er mir angedroht hat.
Ich bin so verbittert,
dass ich keinen Schlaf mehr finde.
16Herr, das ist es, wovon man lebt,
und worin auch ich die Kraft zum Leben finde:
Du kannst mich gesund machen.
Deshalb lass mich leben!
17Jetzt weiß ich:
Mein bitteres Leid hat mir Frieden gebracht.
In deiner Liebe hast du mein Leben
vor Tod und Grab bewahrt.
Denn all meine Sünden38,17 Sünden: Konkrete Verfehlungen, die von Gott trennen und das Gewissen belasten können. hast du genommen
und weit hinter dich geworfen.
18Im Totenreich38,18 Totenreich: Aufenthaltsort der Verstorbenen, der unter der Erde liegt. ertönt kein Dank,
im Tod kein Lob für dich.
Wer ins Grab hinabgestiegen ist,
hofft nicht mehr auf deine Treue.
19Doch wer am Leben ist, der kann dir danken,
so wie ich es heute tue.
Väter erzählen ihren Kindern von deiner Treue.
20Der Herr hat mich gerettet.
Deshalb wollen wir in seinem Tempel38,20 Tempel: Das zentrale Heiligtum in Jerusalem. Der Tempel galt als Wohnung Gottes und war Zufluchtsort für Verfolgte.
singen und musizieren, solange wir leben.