BasisBibel (BB)
22

Poetische Stücke

2. Samuel 22,1–23,7

Das Danklied Davids

221David22,1 David: Bedeutender König in der Geschichte Israels, der etwa 1000–960 v. Chr. regierte. Er gilt als Dichter zahlreicher Lieder und Gebete. sang für den Herrn22,1 Herr: Hier steht im Hebräischen der Gottesname. Bereits in der Antike war es üblich, den Gottesnamen nicht auszusprechen, sondern ihn beim Lesen durch das hebräische Wort für »Herr« (adonaj) zu ersetzen. In deutschen Bibeln wird das in der Regel durch eine besondere Schreibweise kenntlich gemacht: HERR. das folgende Lied.Damals, als der Herr ihn befreit hataus der Gewalt all seiner Feinde –und aus der Gewalt Sauls22,1 Saul: Israelitischer Heerführer und erster König in Israel um 1000 v. Chr..2Es lautet:

Der Herr ist mein Fels22,2 Fels: Ehrenvolle Bezeichnung für Gott, in der seine Stärke zum Ausdruck kommt., meine Burg, mein Retter.

3Mein Gott ist die Festung, auf die ich vertraue,

mein Schild, meine Schutzmacht und meine Zuflucht.

Du bist mein Zufluchtsort22,3 Zuflucht: Ort, der Schutz bietet. Oft werden Gott oder sein Tempel als Zufluchtsort genannt. und mein Retter,

du schützt mich vor Gewalt.

4»Gelobt sei der Herr!«, rufe ich aus.

Ich bin in Sicherheit vor meinen Feinden.

5Wellen, die den Tod bringen, brachen über mich herein.

Fluten, die Verderben bringen, erschreckten mich.

6Mit Stricken der Unterwelt22,6 Stricke der Unterwelt: Bild für die Nähe des Todes. Man stellte sich vor, dass die Menschen im Totenreich wie Gefangene gefesselt in einem Kerker sitzen. war ich gefesselt.

In Fangnetze22,6 Netz: Wird bei der Jagd eingesetzt, um Tiere darin zu fangen. des Todes war ich geraten.

7In meiner höchsten Not rief ich den Herrn.

Ja, ich schrie zu meinem Gott.

Er hörte mein Rufen in seinem Palast22,7 Palast: Meint den himmlischen Wohnsitz Gottes, der über den Wolken thront..

Mein Hilfeschrei drang an sein Ohr.

8Da schwankte und wankte die Erde.

Es bebten die Fundamente22,8 Fundamente: Im Alten Orient gab es die Vorstellung, dass die Erde auf Pfeilern ruht, die im unterirdischen Meer verankert sind. des Himmels.

Sie schwankten, weil er so zornig war.

9Rauch drang aus seiner Nase hervor,

verzehrendes Feuer aus seinem Mund.

Hitze von glühenden Kohlen ging von ihm aus.

10Er bog den Himmel nieder und stieg herab,

dunkle Wolken waren unter seinen Füßen.

11Er ritt auf einem Kerub22,11 Kerubim: Himmlische Wesen mit einem menschlichen Gesicht, Flügeln und einem Löwenkörper. Ihre Abbilder im Heiligtum tragen den Thron Gottes. und flog daher.

Er jagte auf Schwingen des Sturms dahin.

12Finsternis umgab ihn wie eine Hütte von dichtem Laub,

hinter Nebel und dunklen Wolken verbarg er sich.

13Im Gewitterleuchten zogen seine Wolken vorüber,

es fielen Feuerblitze.

14Donner ließ der Herr vom Himmel dröhnen,

der Höchste22,14 der Höchste: Titel für Gott, der eng mit dem Tempel in Jerusalem verbunden ist. ließ seine Stimme ertönen.

15Er schoss Pfeile – so zerstreute er die Feinde.

Er schleuderte Blitze – so jagte er sie davon.

16Der Meeresgrund wurde sichtbar,

die Fundamente der Erde lagen frei.

Das Donnerwetter22,16 Donnerwetter: Gott erscheint im Gewittersturm, um seine Herrschaft in der Welt anzutreten. des Herrn hat es bewirkt.

So heftig tobte der Sturm seiner Entrüstung.

17Aus der Höhe streckte er mir die Hand entgegen.

Er packte mich und zog mich aus dem Wasser.

18Er rettete mich vor dem übermächtigen Feind,

vor denen, die mich mit Hass verfolgten.

Denn sie waren zu stark für mich!

19Sie überfielen mich an meinem Unglückstag.

Doch der Herr stand fest an meiner Seite.

20Er führte mich hinaus in die Weite,

befreite mich aus ihrer Umklammerung.

Denn er hatte mich lieb!

21Der Herr hat mir Gutes getan,

wie es meinem gerechten Handeln entspricht.

Meine Hände waren frei von Schuld22,21 Schuld: Konkrete Verfehlungen, die von Gott trennen und das Gewissen belasten können.,

das hat er zu meinen Gunsten angerechnet.

22Ja, ich bin den Wegen des Herrn gefolgt

und nicht im Bösen von meinem Gott gewichen.

23Ja, ich hatte alle seine Gebote22,23 Gebote: Bestimmungen, die Gott den Menschen gegeben hat. Sie ordnen das Leben so, wie es nach Gottes Willen sein soll. vor Augen

und ließ keines seiner Gesetze beiseite.

24Ich richtete mich ganz nach seinem Willen

und habe keine Schuld auf mich geladen.

25Der Herr hat mich belohnt,

wie es meinem gerechten Handeln entspricht.

Ich war frei von Schuld,

das hat er sich vor Augen gehalten.

26Dem Treuen zeigst du dich treu.

Dem Aufrichtigen begegnest du aufrichtig.

27Dem Makellosen zeigst du dich makellos.

Wer aber krumme Wege geht,

den lässt du verkehrt gehen.

28Ja, du selbst hilfst dem bedrückten Volk.

Aber die Augen, die sich stolz erheben,

lässt du in den Staub blicken.

29Ja, du selbst, Herr, bringst Licht in mein Leben.

Der Herr macht alles Dunkle um mich hell.

30Ja, mit dir kann ich Festungen erstürmen.

Mit meinem Gott springe ich über Mauern.

31So ist Gott: Sein Weg ist vollkommen!

Das Wort des Herrn ist klar und rein22,31 klar und rein: Wie Metall, das durch Schmelzen von seinen unreinen Bestandteilen gereinigt worden ist. Ein ähnliches Bild findet sich in Psalm 12,7..

Er ist ein Schild22,31 Schild: Abwehrwaffe in der Schlacht und Bild für Gottes Schutz., der alle schützt,

die bei ihm Zuflucht22,31 Zuflucht: Ort, der Schutz bietet. Oft werden Gott oder sein Tempel als Zufluchtsort genannt. suchen.

32Ja, wer ist Gott, wenn nicht der Herr?

Und wer ist ein Fels22,32 Fels: Ehrenvolle Bezeichnung für Gott, in der seine Stärke zum Ausdruck kommt., wenn nicht unser Gott?

33So ist Gott: Er schenkt mir Kraft

und lässt meinen Weg vollkommen sein.

34Meine Füße macht er flink wie Hirsche

und meine Tritte sicher auf Bergeshöhen.

35Meine Hände lehrt er, wie man kämpft,

und meine Arme, wie man den Bogen spannt.

36Du gibst mir den Schild22,36 Schild: Abwehrwaffe in der Schlacht und Bild für Gottes Schutz. zum Zeichen deiner Hilfe.

Dein Zuspruch wird mich stärken.

37Weiten Raum verschaffst du meinen Schritten,

sodass ich mir die Knöchel nicht verstauche.

38Meinen Feinden jage ich nach und lösche sie aus.

Ich kehre nicht um, bis sie vernichtet sind.

39Ich schlage sie nieder, sie stehen nicht mehr auf.

Schon stürzen sie zu Boden vor meine Füße.

40So gabst du mir Kraft, den Kampf zu bestehen.

Meine Gegner hast du in die Knie gezwungen.

41Mit dem Rücken zu mir liefen meine Feinde davon.

Und alle, die mich hassen, konnte ich vernichten.

42Sie schrien, doch es kam ihnen keiner zu Hilfe.

Sie schrien zum Herrn, er antwortete nicht.

43Ich zerrieb sie zu Staub auf der Erde.

Wie Dreck zertrat ich sie auf der Straße.

44Vor Streitigkeiten meines Volkes bewahrst du mich.

Du behandelst mich als Herrscher über Völker.

Völker, die ich nicht kenne, dienen mir.

45Wildfremde Leute heucheln vor mir Ergebenheit.

Wenn sie mich hören, gehorchen sie.

46Fremde, von drückender Not getrieben,

kommen aus ihren Schlupfwinkeln hervor.

47Der Herr lebt! Mein Fels22,47 Fels: Ehrenvolle Bezeichnung für Gott, in der seine Stärke zum Ausdruck kommt., ihn will ich preisen!

Meinen Gott, der mir hilft, will ich hoch loben!

48So ist Gott: Er lässt mich Vergeltung üben.

Völker hat er unter meine Herrschaft gezwungen.

49Von meinen Feinden hat er mich befreit.

Du lässt mich über meine Widersacher triumphieren,

rettest mich vor der Gewalt grausamer Menschen.

50Darum will ich dir danken, Herr, unter den Völkern.

Deinen Namen22,50 Name Gottes: Steht für Gott selbst und seine Gegenwart, vor allem im Heiligtum. will ich preisen mit einem Lied.

51Seinem König22,51 König: Der von Gott eingesetzte Herrscher, der im Staat für Gerechtigkeit und Ordnung zu sorgen hat. verschafft er Sieg um Sieg

und seinem Gesalbten22,51 Gesalbter: Hebräisch Messias. Bezeichnet den im Auftrag Gottes eingesetzten König Israels, später auch den zum Herrscher der Welt bestimmten Retter. hält er die Treue:

David22,51 David: Bedeutender König in der Geschichte Israels, der etwa 1000–960 v. Chr. regierte. Er gilt als Dichter zahlreicher Lieder und Gebete. und seinen Nachkommen für alle Zeit.