BasisBibel (BB)
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Der Prophet Natan zieht David zur Rechenschaft

121Der Herr12,1 Herr: Hier steht im Hebräischen der Gottesname. Bereits in der Antike war es üblich, den Gottesnamen nicht auszusprechen, sondern ihn beim Lesen durch das hebräische Wort für »Herr« (adonaj) zu ersetzen. In deutschen Bibeln wird das in der Regel durch eine besondere Schreibweise kenntlich gemacht: HERR. schickte Natan12,1 Natan: Prophet am Hof von König David. zu David.Als er zu ihm kam,erzählte er ihm eine Geschichte:»Zwei Männer lebten in einer Stadt.Der eine war reich, der andere arm.2Der Reiche hatte sehr viele Schafe und Rinder.3Der Arme aber hatte nichts als ein kleines Lamm.Das hatte er sich gekauft und aufgezogen.Es wuchs bei ihm heran, zusammen mit seinen Kindern.Es aß von seinem bisschen Brot, trank aus seinem Becherund schlief in seinem Schoß.Es war für ihn wie eine Tochter.4Eines Tages kam ein Reisender zu dem reichen Mann.Und es war üblich, ein Essen für den Gast zuzubereiten,der zu ihm gekommen war.Doch der reiche Mann wollte seinen Besitz schonenund keines von seinen Schafen und Rindern nehmen.Deshalb nahm er das Lamm des armen Mannes.Das bereitete er zu und setzte es dem Gast vor,der zu ihm gekommen war.«

5David12,5 David: Bedeutender König in der Geschichte Israels, der etwa 1000–960 v. Chr. regierte. Er gilt als Dichter zahlreicher Lieder und Gebete. wurde sehr zornig über den Mannund sagte zu Natan12,5 Natan: Prophet am Hof von König David.:»So gewiss der Herr lebt!Ein Kind des Todes ist der Mann, der das getan hat!6Und das Lamm muss er vierfach12,6 vierfach: So nach der Vorschrift in 2. Mose/Exodus 21,37. ersetzen –zur Strafe dafür, dass er das getan hatund das Lamm des Armen nicht verschonte.«7Doch Natan entgegnete David:»Du bist der Mann!So spricht der Herr12,7 so spricht der Herr: Typische Einleitung eines Gotteswortes, vor allem in prophetischen Büchern., der Gott Israels:Ich habe dich zum König über Israel gesalbt12,7 zum König über Israel gesalbt: 1. Samuel 16,1-13 erzählt, dass David durch den Propheten Samuel zum König gesalbt wurde.und dich aus der Hand Sauls gerettet.8Den Besitz deines Herrn12,8 deines Herrn: Gemeint ist Saul, dessen Erbe nach dem Tod seines Sohnes Isch-Boschet an David ging. habe ich dir gegebenund die Frauen deines Herrn dir in den Schoß gelegt.Ich habe dir das Haus Israel und Juda12,8 Israel und Juda: David wurde zuerst König nur über den Stamm Juda und danach über alle Stämme Israels, vgl. 2. Samuel 2,4 und 2. Samuel 5,3. gegeben.Und wenn das zu wenig gewesen ist,dann will ich dir noch dies und das dazugeben!9Warum hast du das Wort des Herrn verachtet?Warum hast du getan, was er verurteilt:Den Hetiter12,9 Hetiter: Verweist auf die Herkunft Urijas aus einer Bevölkerungsgruppe, die nicht zum Volk Israel gehörte. Die Hetiter galten als Elitesoldaten. Urija hast du mit dem Schwert getötetund dann seine Frau geheiratet.Ja, du hast ihn durch das Schwert der Ammoniter12,9 Ammoniter: Nachbarvolk Israels im Ostjordanland.aus dem Weg geräumt.10So soll jetzt das Schwert für alle Zeitgegen dein Haus gerichtet sein –zur Strafe dafür, dass du mich verachtet hast:Du hast dir die Frau des Hetiters Urija genommenund sie zu deiner Frau gemacht.11So spricht der Herr12,11 so spricht der Herr: Typische Einleitung eines Gotteswortes, vor allem in prophetischen Büchern.: Ich werde dafür sorgen,dass aus deinem eigenen Haus Unheil über dich kommt.Vor deinen Augen nehme ich dir die Frauen wegund gebe sie einem, der dir nahesteht.Der wird mit deinen Frauen schlafenim hellen Licht der Sonne.12Du hast es im Geheimen getan.Ich aber lasse es im hellen Licht der Sonne geschehen,sodass ganz Israel zuschauen kann.«

13Da bekannte David12,13 David: Bedeutender König in der Geschichte Israels, der etwa 1000–960 v. Chr. regierte. Er gilt als Dichter zahlreicher Lieder und Gebete. vor Natan12,13 Natan: Prophet am Hof von König David.:»Ich habe Unrecht getan gegenüber dem HerrnUnd Natan antwortete David:»Der Herr sieht über deine Schuld hinweg,sodass du nicht sterben musst.14Doch der Sohn, der dir geboren ist, muss sterben.Denn du hast den Herrn dadurch verhöhnt,dass du ein solches Unrecht begangen hast.«15Und Natan ging nach Hause.

Davids Kind wird krank und stirbt

Der Herr12,15 Herr: Hier steht im Hebräischen der Gottesname. Bereits in der Antike war es üblich, den Gottesnamen nicht auszusprechen, sondern ihn beim Lesen durch das hebräische Wort für »Herr« (adonaj) zu ersetzen. In deutschen Bibeln wird das in der Regel durch eine besondere Schreibweise kenntlich gemacht: HERR. ließ das Kind krank werden,das die Frau des Urija dem David12,15 David: Bedeutender König in der Geschichte Israels, der etwa 1000–960 v. Chr. regierte. Er gilt als Dichter zahlreicher Lieder und Gebete. geboren hatte.Es stand sehr schlecht um das Kind.16Da suchte David die Nähe zu Gott.Er fastete12,16 Fasten: Der freiwillige Verzicht auf Essen und Trinken ist in der Bibel eine übliche religiöse Praxis. streng wegen des Jungen.Und wenn er nach Hause kam,legte er sich zum Schlafen auf die Erdeund verbrachte dort die ganze Nacht.17Die Ältesten12,17 Älteste: Bezeichnung für ein leitendes Amt in der Gemeinschaft, das von älteren Männern ausgeübt wurde. am Königshof bemühten sich um ihnund drängten ihn dazu, von der Erde aufzustehen.Aber er weigerte sichund wollte auch nicht mit ihnen essen.

18Am siebten Tag starb das Kind.Da wollte keiner ihm melden, dass das Kind tot sei.Denn die Diener Davids12,18 David: Bedeutender König in der Geschichte Israels, der etwa 1000–960 v. Chr. regierte. Er gilt als Dichter zahlreicher Lieder und Gebete. hatten Angst davorund sagten untereinander:»Als das Kind noch lebte, haben wir ihm zugeredet.Er aber hat nicht auf uns gehört.Wie können wir ihm jetzt sagen: Das Kind ist tot!Das wird böse ausgehen.«19David sah, wie seine Diener miteinander flüsterten.Da wurde ihm klar, dass das Kind gestorben war.David fragte seine Diener: »Ist das Kind tot?«Sie antworteten: »Es ist tot!«20Nun erhob sich David von der Erde,wusch sich, salbte sich und zog frische Kleider an.Dann ging er ins Haus des Herrn12,20 Haus des Herrn: Die Erzählung setzt hier bereits einen Tempel in Jerusalem voraus, der aber erst später von Salomo erbaut wird. und fiel dort nieder.Als er zurückkam, ließ er sich den Tisch decken und aß.21Da fragten ihn seine Diener verwundert:»Was bedeutet das, dass du dich so verhältst?Als das Kind noch lebte, hast du gefastet und geweint.Jetzt, wo das Kind tot ist, stehst du auf und isst.«22Er antwortete:»Solange das Kind noch lebte,habe ich gefastet und geweint.Denn ich dachte mir: Wer weiß?Vielleicht hat der Herr Erbarmen mit mir,und das Kind bleibt am Leben.23Jetzt aber ist es tot.Warum soll ich da noch weiter fasten?Kann ich es denn zurückholen?Eines Tages werde ich zu ihm ins Totenreich12,23 Totenreich: Aufenthaltsort der Verstorbenen, der unter der Erde liegt. gehen.Aber zu mir zurückkehren, das wird es nicht!«

24Danach tröstete David seine Frau Batseba12,24 Batseba: Die frühere Frau des Urija, die David nach dessen Tod geheiratet hatte..Er ging zu ihr und schlief mit ihr.Sie brachte einen Sohn zur Welt und nannte ihn Salomo12,24 Salomo: Einer der berühmtesten Könige von Israel, der etwa 970–930 v. Chr. regierte..Den liebte der Herr.25Und so ließ er durch den Propheten Natan ausrichten,dass man ihm den Namen Jedidja12,25 Jedidja: Der Name bedeutet »Liebling des Herrn«. geben soll.So wollte es der Herr.

Joab erobert die Hauptstadt der Ammoniter

26Joab12,26 Joab: Neffe Davids und Befehlshaber in dessen Heer. Er war für viele Jahre ein treuer Unterstützer Davids. kämpfte gegen das ammonitische Rabba12,26 Rabba: Hauptstadt der Ammoniter, nordöstlich vom Toten Meer.und eroberte die Königsstadt.27Joab schickte nun Boten zu David12,27 David: Bedeutender König in der Geschichte Israels, der etwa 1000–960 v. Chr. regierte. Er gilt als Dichter zahlreicher Lieder und Gebete. und ließ ihm sagen:»Ich habe gegen Rabba gekämpftund die Stadt von der Wasserversorgung abgeschnitten.28Ruf jetzt das übrige Heer zusammen und komm!Belagere die Stadt und erobere sie!Ich will es nicht selber tun,damit die Stadt nicht in meinen Besitz übergeht12,28 in meinen Besitz übergeht: Wörtlich »seinen Namen über etwas ausrufen«. Die hebräische Wendung bedeutet, dass etwas erworben, in Besitz genommen oder erobert wird.29Da rief David das ganze Heer zusammenund zog gegen Rabba ins Feld.Er kämpfte gegen die Stadt und eroberte sie.30Dann nahm er ihrem König die Krone vom Kopf.Die goldene Krone war sehr schwer12,30 war sehr schwer: Wörtlich »wog ein Kikkar«. Ein Kikkar ist eine Gewichtseinheit und entspricht etwa 34 kg.und mit einem kostbaren Edelstein besetzt.Sie wurde nun die Krone Davids.Und die Beute, die er aus der Stadt herausholte,war ungeheuer groß.31Die Bevölkerung der Stadt ließ er wegführenund für sich arbeiten.Er setzte sie ein bei den Stein- und Eisensägen.Sie mussten Steine behauen und Ziegel herstellen.So machte er es mit allen Städten der Ammoniter12,31 Ammoniter: Nachbarvolk Israels im Ostjordanland..Dann kehrte David mit dem ganzen Heernach Jerusalem12,31 Jerusalem: Hauptstadt und Regierungssitz der Könige aus dem Haus David in Juda. 586 v. Chr. von den Babyloniern zerstört. zurück.