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Wann und wie entstand das Alte Testament?

Bevor die ersten Teile des Alten Testaments niedergeschrieben wurden, waren sie schon jahrhundertelang mündlich weitergegeben worden. Ab dem 9. Jahrhundert v.Chr. sind die Texte dann schriftlich fixiert worden. Es ist jedoch sehr schwer, die genaue Entstehungszeit der alttestamentlichen Bücher anzugeben. Denn selbst innerhalb der einzelnen Schriften lassen sich Abschnitte unterschiedlichen Alters finden. Die einzelnen Psalmen z.B. sind in verschiedenen Jahrhunderten entstanden, bevor sie zu kleineren Sammlungen und schließlich zum Psalter zusammengefügt wurden. Ab dem 5. Jahrhundert v.Chr. haben jüdische Gelehrte die heiligen Schriften gesammelt und zu größeren Einheiten zusammengefügt, beginnend mit der Tora, den fünf Büchern Mose. Die jüngsten Bücher wurden erst im 2. Jahrhundert v.Chr. niedergeschrieben. So sind von den Anfängen mündlicher Überlieferung bis zu den letzten schriftlichen Aufzeichnungen des Alten Testaments etwa tausend Jahre vergangen. Die Geltung einzelner Bücher war im Judentum lange umstritten. Vermutlich stand der genaue Umfang der hebräischen heiligen Schriften gegen Ende des 1. Jahrhunderts n.Chr. fest. In den Jahrhunderten nach der Zerstörung des Tempels und Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 n.Chr. fixierten jüdische Gelehrte die Gestalt des Textes bis in kleinste Einzelheiten. Der so bearbeitete hebräische Text wird »masoretischer Text« genannt, weil er in seiner heutigen Gestalt auf der »Masora« genannten Überlieferungstätigkeit jüdischer Gelehrter (»Masoreten«) beruht. Er ist bis heute die Grundlage für die Übersetzung des Alten Testaments.

Wann und wie entstand das Neue Testament?

Die frühesten Schriften des Neuen Testaments sind die Briefe des Apostels Paulus. Die Worte Jesu und die Erzählungen über sein Wirken wurden zunächst mündlich weitergegeben; erst als der zeitliche Abstand zu den Ereignissen wuchs, entstand das Bedürfnis nach schriftlicher Aufzeichnung. Auf diesem Weg sind die Evangelien entstanden. Fast alle neutestamentlichen Schriften wurden noch im 1. Jahrhundert n.Chr. verfasst. Damals wie auch später gab es daneben eine Vielzahl von Schriften, die im Titel vorgaben, Evangelien, Apostelgeschichten oder Jüngerbriefe zu sein, aber die Botschaft von Jesus Christus oder die Lehre der Apostel aus eigener Sicht wiedergaben. Deshalb musste die frühe Kirche eine Entscheidung fällen, welche Schriften als verbindlich galten. Dabei gab es, durch örtliche oder personelle Gegebenheiten bestimmt, Unterschiede in der Auswahl. Am Ende des 2. Jahrhunderts n.Chr. stand jedoch das Neue Testament im Wesentlichen in seinem heutigen Umfang fest. Die Auseinandersetzungen der Folgezeit führten im 4. Jahrhundert zur endgültigen Festlegung eines »Kanons« (d.h. wörtlich »Richtschnur«) von 27 Schriften, der seitdem in allen großen Kirchen Geltung hat.

In welcher Reihenfolge entstanden die Evangelien?

Vergleicht man die vier Evangelien, dann zeigt sich, dass die ersten drei an vielen Stellen im Wortlaut und in der Reihenfolge des Dargestellten übereinstimmen, während das Johannes-Evangelium eigene Wege geht. Wegen ihrer großen Übereinstimmung kann man die drei ersten Evangelien (in einer Zusammenschau) nebeneinander betrachten. Sie werden deshalb auch die »synoptischen« Evangelien genannt (Synopse = Zusammenschau). Zur Erklärung dieser Gemeinsamkeiten und Unterschiede geht man heute fast allgemein davon aus, dass Markus mit seinem Evangelium die Grundlage für die Darstellung des Matthäus und Lukas bildete. Die Teile, die Matthäus und Lukas über Markus hinaus gemeinsam haben  – es handelt sich vor allem um Redeabschnitte, z.B. die Bergpredigt (Matthäus 5–7) und die Feldrede (Lukas 6,20-49) – werden auf eine zweite, nicht erhaltene Quelle zurückgeführt. Man nimmt an, dass diese im Wesentlichen Worte Jesu enthalten hat, und nennt sie daher »Spruch«- oder (mit dem griechischen Begriff) »Logienquelle«. Darüber hinaus hatten sowohl Matthäus als auch Lukas Zugang zu weiteren Überlieferungen von Lehre und Taten Jesu, die als ihr »Sondergut« bezeichnet werden. Das Johannes-Evangelium, dessen theologischer Charakter sich deutlich von den drei synoptischen Evangelien unterscheidet, scheint diese wiederum gekannt zu haben. Deswegen wird oft angenommen, dass es am spätesten entstanden ist. 

Woher haben wir den Text der Bibel?

Das Alte Testament wurde ursprünglich in hebräischer (und zum Teil in aramäischer) Sprache niedergeschrieben. Die Sprache des Neuen Testaments ist Griechisch. Von den ursprünglichen Manuskripten ist keines erhalten geblieben. Wir besitzen z.B. weder das Original der Worte des Propheten Jeremia noch das Original vom Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom. Es gibt jedoch Abschriften der Originale, die in unterschiedlicher Anzahl vorliegen und unterschiedlich alt sind. Denn bis zur Erfindung des Buchdrucks gab es nur eine einzige Möglichkeit, Bücher zu vervielfältigen: Man musste sie mit der Hand abschreiben.Berühmte alte Handschriften, wie der Kodex Sinaiticus, der beinahe den ganzen Bibeltext enthält, wurden in Klosterbibliotheken oder im Wüstensand gefunden. Die ältesten und wohl bekanntesten Funde von alttestamentlichen Handschriften wurden 1947 in den Höhlen von Qumran am Toten Meer gemacht. Dort waren die Schriften vor zweitausend Jahren zum Teil in Tonkrügen verborgen worden. Allerdings ist es selten, dass ganze Handschriften entdeckt werden. Häufig sind es nur größere oder kleinere Teile und manchmal ist ein Fundstück kaum größer als eine Briefmarke. Jeder Fund einer biblischen Handschrift, mag er noch so klein sein, ist jedoch bedeutsam und hilft, dem ursprünglichen Wortlaut der biblischen Texte näher zu kommen. Fachleute konnten auf diese Weise einen Grundtext von großer Genauigkeit erschließen. Durch mehrere tausend Handschriftenfunde ist der biblische Text gut abgesichert.


Worum geht es in den Geschichtsbüchern des Alten Testaments?

Zu den Geschichtsbüchern zählen alle Schriften, die die Entstehung und die geschichtliche Entwicklung des alten Israel darstellen. Die fünf Bücher Mose, so genannt, weil in ihnen Mose als Befreier und Gesetzgeber des Volkes die wichtigste Gestalt ist, beginnen mit Erzählungen von der Erschaffung der Welt und des Menschen, stellen die lange Vorgeschichte Israels dar und erzählen ausführlich vom Auszug aus Ägypten. Im Mittelpunkt dieser Schriften stehen der Bundesschluss zwischen Gott und seinem Volk und die Kundgabe des Bundesgesetzes, dessen wichtigster und bekanntester Teil die Zehn Gebote sind. Die ersten fünf Bücher der Bibel enden mit dem Tod Moses unmittelbar vor dem Einzug ins verheißene Land, das er selbst noch sehen, aber nicht mehr betreten darf. Die Bücher Josua und Richter geben einen Einblick in die vorstaatliche Zeit Israels, die durch Josua, den Nachfolger von Mose, und überragende Rettergestalten, die so genannten »Richter«, bestimmt ist. In den Samuel- und Königsbüchern sowie in den Chronikbüchern wird die Entstehung des israelitischen Königtums ausführlich beschrieben, weiter der Aufstieg Israels unter David und Salomo zu einem selbstständigen Staatswesen. Dieses zerfiel allerdings nach Salomos Tod in die beiden Teilreiche Israel im Norden (»Nordreich«) und Juda im Süden (»Südreich«). Das vorläufige Ende ihrer Existenz brachten der Sieg der Assyrer über Israel (722 v.Chr.) und die Niederwerfung Judas durch die Babylonier (587 v.Chr.). Die biblischen Geschichtsschreiber verstehen diese politisch-militärische Katastrophe als eine Folge des Ungehorsams des Volkes gegen Gottes Gebote. Die Bücher Esra und Nehemia handeln vom Wiederaufbau des zerstörten Jerusalem und der Neugründung eines jüdischen Gemeinwesens mit Billigung der persischen Zentralregierung, der das jüdische Volk zu dieser Zeit unterworfen war.

Worum geht es in den Lehrbüchern des Alten Testaments?

Die Lehr- oder poetischen Bücher sind die am wenigsten einheitliche Gruppe von Schriften innerhalb der Bibel. Das Buch Kohelet enthält die Lehren eines »Philosophen« (so treffender als die traditionelle Übersetzung mit »Prediger«), der darüber nachdenkt, worin der Sinn des Menschenlebens liegt, das oft so kurz und bedeutungslos erscheint. Der Verfasser bezweifelt, dass Menschen ihn überhaupt erfassen können, und kommt zu dem Schluss, dass nur Gott den Sinn aller Dinge kennt. Im Buch Ijob (Hiob) geht es um das Problem des Leidens: Wie kann der gute Gott das Leiden unschuldiger Menschen zulassen? Das Buch erzählt die Geschichte von Ijob, der durch eine Reihe von Schicksalsschlägen schwer geprüft ist. Im Gespräch mit seinen Freunden ringt er um die Lösung seiner Fragen. Die Antwort gibt Gott ihm durch die Offenbarung der Wunder seiner Schöpfung. Sie sollen Ijob zeigen, dass Gott in Weisheit regiert, auch wenn der Mensch sein Handeln nicht immer begreifen kann. Zwei Bücher in der Gruppe der »Lehrbücher« sind eigentlich eine Sammlung von Liedern: die Psalmen und das Hohelied. Im Hohelied sind Liebes- und Hochzeitslieder gesammelt. Der Psalter.

Worum geht es in den Prophetenbüchern des Alten Testaments?

Auf die Lehrbücher folgen die Prophetenbücher. Sie werden nochmals nach ihrem Umfang in die so genannten »großen« und »kleinen« Propheten eingeteilt. Als »große Propheten« gelten die Bücher Jesaja, Jeremia und Hesekiel (Ezechiel). Von eigener Art sind die Klagelieder Jeremias und das Buch Daniel. Als »kleine Propheten« wird die Reihe der zwölf Prophetenbücher von Hosea bis Maleachi bezeichnet. Die Propheten sind Kritiker und Mahner ihrer Zeit. Sie verkünden eine Botschaft, die ihnen durch göttliche Eingebung oder Vision aufgetragen wurde. Erhalten geblieben sind ihre Worte, weil sie von ihnen selbst oder von ihren Schülern aufgeschrieben wurden. Die Propheten decken die Versäumnisse des Volkes und seiner Oberschicht auf und sie drohen dafür Gericht und schlimme Vergeltung an. Dank dem Wirken seiner Propheten konnte Israel auch in seinen politischen Katastrophen das Handeln Gottes erkennen. Doch mitten in ihren Gerichtsansagen findet sich bei den Propheten auch die Ankündigung künftigen Heils. Gott denkt nicht daran, sein Volk für immer zu verlassen. Er verheißt immer wieder eine neue Ordnung, einen neuen Bund (Jeremia 31) und sogar einen neuen König aus dem Hause Davids, der für Frieden und die erneute Hinwendung des Volkes zu Gott sorgen wird (z.B. Jesaja 11).

Worum geht es in den Evangelien des Neuen Testaments?

Jedes der Evangelien stellt das Leben und Wirken Jesu aus einem anderen Blickwinkel dar: Für Markus steht das Leiden und Sterben Jesu im Zentrum. Sein Ziel ist es, deutlich zu machen: Durch Jesus von Nazaret spricht und handelt Gott selbst. Matthäus weist immer wieder darauf hin, dass sich in Jesus die Verheißungen der Propheten des Alten Testaments erfüllt haben. Lukas orientiert sich am Vorbild der Geschichtsschreibung seiner Zeit und versucht, die Ereignisse möglichst lückenlos und geordnet zu berichten. Er zeichnet Jesus als liebevollen Arzt und Hirten, der kam, alles Kranke und Verlorene zu suchen. Für Johannes ist Jesus das menschgewordene Wort, das die Sehnsucht der gesamten Menschheit stillt. Gemeinsam ist allen vier Evangelien, dass sie bei ihren Leserinnen und Lesern den Glauben an Jesus Christus wecken wollen. So gesehen handelt es sich bei allen Unterschieden im Einzelnen immer um die eine Gute Nachricht, die in vierfacher Weise erzählt wird.

Worum geht es in der Apostelgeschichte?

Zu den »Geschichtsbüchern« des Neuen Testaments gehört außer den vier Evangelien auch die Apostelgeschichte. Sie wurde als Fortsetzung des Lukas-Evangeliums geschrieben und erzählt von den ersten christlichen Gemeinden, also den Anfängen der Kirche, und vom Siegeslauf der Guten Nachricht von Jerusalem aus in die ganze damals bekannte Welt. Während im ersten Teil der Apostelgeschichte der Kreis der Apostel um Petrus im Zentrum steht, ist die wichtigste Person des 2. Teils der Apostel Paulus, dessen Bekehrung und Missionreisen ab Kapitel 9 beschrieben werden.

Worum geht es in den Briefen des Apostels Paulus?

Die Lehrbücher des Neuen Testaments sind Briefe an Gemeinden oder Einzelpersonen. Sie werden in zwei Gruppen eingeteilt: »Paulusbrief« (inklusive der so genannten »Pseudepigraphen«, d.h. Schriften, die unter dem Namen des Paulus von seinen Schülern verfasst worden sind) und »Katholische Briefe«. In den Briefen des Apostels Paulus und seiner Schüler wird bestimmten Gemeinden der Glaube an Jesus Christus – und was dieser Glaube bewirkt – ausführlich dargelegt. Die Briefe beantworten Fragen zu Situationen, die die Christinnen und Christen im alltäglichen Leben zu bewältigen hatten. Zugleich mussten die Verfasser mit Nebenströmungen der urchristlichen Mission kämpfen, die dem Evangelium abträglich waren. Daneben musste sich Paulus für seine Mission unter Nichtjuden zunächst rechtfertigen und betonte dabei: »Ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen« (Römer 1,16). Schließlich bestätigte eine Zusammenkunft der Apostel in Jerusalem Paulus offiziell in seinem Missionsauftrag unter den nichtjüdischen Völkern (vgl. Galater 2,9).

Worum geht es in den »Katholischen Briefen« des Neuen Testaments?

Die Lehrbücher des Neuen Testaments sind Briefe an Gemeinden oder Einzelpersonen. Sie werden in zwei Gruppen eingeteilt: »Paulusbriefe« (inklusive der so genannten »Pseudepigraphen«, d.h. Schriften, die unter dem Namen des Paulus von seinen Schülern verfasst worden sind) und »Katholische Briefe«. In den Katholischen Briefen (katholisch = griechisch für »allgemein«, d.h. für die ganze Kirche bestimmt), die als Verfasser Petrus, Johannes, Jakobus und Judas nennen, geht es um ganz ähnliche Probleme wie in den paulinischen Briefen: Darstellung des wahren Glaubens, Abwehr von falschen Lehren und die richtige Gestaltung des christlichen Lebens in der Gemeinde, der Familie, der Berufswelt und in der Gesellschaft.

Worum geht es in der Offenbarung an Johannes?

Das prophetische Buch des Neuen Testaments, die Offenbarung des Johannes, beginnt mit sieben Sendschreiben an kleinasiatische Gemeinden, in denen der Verfasser diese ermuntert, ermahnt und tröstet. Denselben Sinn haben auch die Visionen und Bilder der restlichen Kapitel: Trotz aller Unterdrückung durch staatliche Gewalt steht zuletzt der Sieg Gottes fest. Wahrscheinlich ist, dass die Offenbarung des Johannes am Ende des ersten Jahrhunderts für die vom römischen Staat verfolgte Kirche in Kleinasien geschrieben wurde. 

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