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Die Entstehung des Alten Testaments

Über die Entstehung der alttestamentlichen Schriften wissen wir aus dem Alten Testament selbst relativ wenig; andere zeitgenössische Werke, die darüber berichten könnten, gibt es nicht. So müssen wir aus den einzelnen Schriften selbst zu erkennen versuchen, wann, von wem und unter welchen Umständen sie geschrieben wurden.

Tatsächlich haben wir mit einem sehr lebendigen Entstehungsprozess der biblischen Schriften zu rechnen, an dem viele Menschen beteiligt waren, die die Nähe Gottes erfahren hatten und davon berichteten. Bevor die ersten Teile des Alten Testaments niedergeschrieben wurden, waren sie schon jahrhundertelang mündlich weitergegeben worden. Ab dem 9. Jahrhundert v.Chr. sind die Texte dann schriftlich fixiert worden. Menschen sammelten die Worte, Erzählungen, Dichtungen und Sprüche, aber auch amtliche Mitteilungen, etwa aus der Umgebung der Königshöfe. Stellenweise gibt das Alte Testament selbst Hinweise darauf, welche Quellen dabei benutzt wurden oder wo weiteres Material zu finden sei. Am bekanntesten ist der Hinweis auf die »Chroniken der Könige von Israel« oder »Juda« (z. B. 1. Könige 11,41; 14,19; 14,29), in denen man über die Taten der Könige mehr lesen könne. Leider sind diese Dokumente verloren.

Ab dem 5. Jahrhundert v.Chr. haben jüdische Gelehrte die heiligen Schriften dann zu größeren Einheiten zusammengefügt, beginnend mit der Tora, den fünf Büchern Mose. Die jüngsten Bücher wurden erst im 2. Jahrhundert v.Chr. niedergeschrieben. So sind von den Anfängen mündlicher Überlieferung bis zu den letzten schriftlichen Aufzeichnungen des Alten Testaments etwa tausend Jahre vergangen.

Die Geltung einzelner Bücher war im Judentum lange umstritten. Vermutlich stand der genaue Umfang der hebräischen heiligen Schriften gegen Ende des 1. Jahrhunderts n.Chr. fest. In den Jahrhunderten nach der Zerstörung des Tempels und Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 n.Chr. fixierten jüdische Gelehrte die Gestalt des Textes bis in kleinste Einzelheiten. Der so bearbeitete hebräische Text wird »masoretischer Text« genannt, weil er in seiner heutigen Gestalt auf der »Masora« genannten Überlieferungstätigkeit jüdischer Gelehrter (»Masoreten«) beruht. Er ist bis heute die Grundlage für die Übersetzung des Alten Testaments.

Die Entstehung des Neuen Testaments

Nach Ostern begannen die Christen an verschiedenen Orten (Palästina, Syrien, Ägypten) von Jesu Leben und Botschaft zu erzählen. Im Zentrum stand dabei die Überlieferung von Tod und Auferstehung. Sehr bald wurde sie als »Urbekenntnis« der Christen formuliert (1.Korinther 15,3). Daneben gab es mündliche Überlieferungen von Worten Jesu, von Wundertaten und Erinnerungen an Begegnungen mit ihm.

Zwei Jahrzehnte lang schrieben die »Nazoräer«, wie man die Christen erst nannte (Apostelgeschichte 24,5), nichts über Jesus auf. Sie glaubten daran, dass er so bald wiederkäme, dass man keine dauerhaften Aufzeichnungen brauche.

Der früheste Text des Neuen Testaments stammt aus dem Jahr 50. Es ist der Brief des Paulus an die Gemeinde in Thessalonich. Fragen und theologische Auseinandersetzungen in den von ihm gegründeten Gemeinden führten Paulus dazu, wichtige Themen und Konsequenzen seiner Verkündigung auch schriftlich in Briefen darzulegen. Diese Briefe wurden als Zeugnis der apostolischen Auslegung des Evangeliums aufbewahrt und gesammelt. Sie sind die frühesten Schriften des Neuen Testaments.

Etwa zur gleichen Zeit – d.h. um die Mitte des ersten Jahrhunderts – wird man auch damit begonnen haben, die Überlieferung der Worte und Taten Jesu schriftlich zu fixieren, was dann nach und nach zur Niederschrift der vier Evangelien geführt hat. Auf diese Weise sind bis zum Ende des ersten Jahrhunderts die in unserem heutigen Neuen Testament enthaltenen Schriften entstanden.

Damals wie auch später gab es daneben eine Vielzahl von Schriften, die im Titel vorgaben, Evangelien, Apostelgeschichten oder Jüngerbriefe zu sein, aber die Botschaft von Jesus Christus oder die Lehre der Apostel aus eigener Sicht wiedergaben. Deshalb musste die frühe Kirche eine Entscheidung fällen, welche Schriften als verbindlich galten. Dabei gab es, durch örtliche oder personelle Gegebenheiten bestimmt, Unterschiede in der Auswahl. Am Ende des 2. Jahrhunderts n.Chr. stand jedoch das Neue Testament im Wesentlichen in seinem heutigen Umfang fest. Die Auseinandersetzungen der Folgezeit führten im 4. Jahrhundert zur endgültigen Festlegung eines Kanons (d.h. wörtlich »Richtschnur«) von 27 Schriften, der seitdem in allen großen Kirchen Geltung hat.

Sprache und Schrift der Bibel

Das Alte Testament wurde in hebräischer Sprache geschrieben. Zum Teil bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. verwendeten die Schreiber dabei aber kein hebräisches, sondern das als besonders ehrwürdig betrachtete altphönizische Alphabet. Ähnlich der ägyptischen Bilderschrift sind seine Zeichen jeweils aus dem Anfangslaut eines Bildsymbols entwickelt.

An einigen Stellen der Bibel finden sich auch Reste des Aramäischen (Jeremia 10,11; Esra 4,6–6,18; Daniel 2,4–7,28). Das war die Reichssprache während der Perserzeit. Durch sie veränderte sich auch die Schrift: Aus der aramäischen Schreibschrift entstand die neue »Quadratschrift«, in der zwischen dem 4. und 2. Jahrhundert v. Chr. fast alle Bibeltexte geschrieben wurden. Jedes Zeichen passt dabei genau in ein Quadrat.

Das Neue Testament wurde in griechischer Umgangssprache verfasst. Man schrieb fortlaufend in »scriptio continua«, ohne zwischen Wörtern und Sätzen Abstände zu lassen oder Satzzeichen zu setzen. An einzelnen Stellen finden sich auch hier Einsprengsel aus dem Aramäischen, der Muttersprache Jesu (z.B. »Abba«, Mk 14,26 oder »Maranata«, 1. Kor 16,22).

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