e) Vom Reden und Schweigen (und Handeln) zu rechter Zeit (20,1-16)
1Es gibt eine Zurechtweisung, die zur Unzeit geschieht, und mancher schweigt, und der ist klug. 2Wie viel besser ist’s, zur Rede zu stellen als (schweigend) zu grollen! und wer sein Unrecht offen zugesteht, entgeht dem Schaden. 2b[Wie schön ist’s, Reue an den Tag zu legen, wenn man zur Rede gestellt wird! Denn so meidet man freiwillige Verfehlungen.] 3Wie die Begierde des Entmannten, ein Mädchen zu entjungfern, so handelt der (verfehlt), welcher das Recht mit Gewalt durchsetzen will. 4Mancher schweigt und wird als weise erfunden, und mancher ist verhaßt infolge seiner großen Geschwätzigkeit.
5Mancher schweigt, weil er keine Antwort zur Hand hat, und mancher schweigt, weil er die rechte Zeit kennt. 6Ein weiser Mann schweigt bis zur rechten Zeit, aber der Prahler und der Dumme läßt die rechte Zeit unbeachtet. 7Wer viele Worte macht, erregt Abscheu, und wer hochmütig auftritt, macht sich verhaßt.
8Zuweilen liegt Glück für einen Mann im Unglück, und ein Gewinn dient manchmal zum Verlust. 9Es gibt Geschenke, die dir nichts nützen, und für manche Geschenke erhält man doppelte Vergeltung. 10Erneidrigung kann eintreten infolge von glänzender Stellung, und mancher hebt sein Haupt aus der Niedrigkeit empor. 11Mancher kauft viel um geringen Preis und muß es nachher siebenfach bezahlen. 12Der Weise macht sich durch seine Reden beliebt, aber die Gunstbeweise der Toren sind erfolglos verschwendet.
13Die Gabe eines Toren nützt dir nichts, denn statt eines Auges hat er deren viele; 14er gibt nur wenig und rückt dir viel vor und sperrt seinen Mund auf wie ein Ausrufer; heute gibt er ein Darlehen und fordert es morgen zurück: hassenswert ist solch ein Mensch! 15Der Tor sagt: »Ich habe keinen Freund, und niemand dankt mir für meine Wohltaten; die mein Brot essen, sind lässig mit ihrer Zunge«: 16wie oft und wie viele werden ihn auslachen!
f) Warnung vor Zungensünden; Empfehlung weiser Rede (V. 17-30)
17Besser ein Fehltritt auf dem Fußboden als mit der Zunge; ebenso tritt der Sturz der Bösen gar schnell ein. 18Wie ein widerwärtiger (oder unartiger) Mensch ist eine unzeitige Rede; im Munde der Ungebildeten findet sie sich allezeit. 19Ein Sinnspruch, der aus dem Munde des Toren kommt, findet keinen Anklang, denn er spricht ihn nie zu rechter Zeit aus.
20Mancher wird durch Armut vom Sündigen abgehalten; so hat er denn bei seinem ruhigen Leben keine Gewissensbisse. 21Mancher richtet sich selbst zugrunde aus Schamgefühl und stürzt sich selbst infolge törichter Verstellung ins Verderben; 22Mnacher gibt seinem Freunde aus Scham (leere) Versprechungen und macht ihn sich dadurch unnötigerweise zum Feinde.
23Ein häßlicher Schandfleck am Menschen ist die Lüge; im Munde der Ungebildeten findet sie sich allezeit; 24besser ist noch ein Dieb als ein immerfort Lügender; beide aber bringen Verderben über sich. 25Das Ende (?) eines lügenhaften Menschen ist ehrlos, und die Schande, die ihn trifft, bleibt für immer an ihm haften.
26Der Weise bringt sich durch seine Reden zu Ehren, und ein kluger Mann gefällt den Großen. 27Wer den Acker bebaut, türmt seinen Garbenhaufen hoch empor; und wer den Großen gefällt, kann Verfehlungen gutmachen. 28Geschenke und Gaben machen die Augen (auch) der Weisen blind und hemmen, wie ein Knebel im Munde, die (gerechten) Vorwürfe. 29Verborgene Weisheit und ein vergrabener Schatz – was nützen sie beide? 30Besser ein Mensch, der seine Torheit verbirgt, als ein Mensch, der seine Weisheit geheimhält. 30b[Besser ist unermüdliche Ausdauer im Suchen des Herrn als ein herrenloser Fuhrmann des eigenen Lebens.]