Sirach 18
Der erhabene Gott nimmt sich des niedrigen und schwachen Menschen freundlich an (18,1-13)
1Er, der in Ewigkeit Lebende, hat alles ohne Ausnahme geschaffen; 2der Herr allein bewährt sich als gerecht. 3Niemandem verleiht er die Fähigkeit, seine Werke zu verkünden, und wer vermag seine Großtaten zu erforschen? 4Wer kann seine gewaltige Erhabenheit zutreffend ermessen und wer noch überdies seine Gnadenerweise aufzählen? 5Es geht nicht an, etwas davon abzuziehen, noch etwas hinzuzufügen, und es ist unmöglich, die Wundertaten des Herrn zu erforschen. 6Wenn der Mensch damit zu Ende ist, fängt er eben erst an, und wenn er aufhört, fühlt er sein Unvermögen. 7Was ist der Mensch, und wozu ist er nütze? worin besteht sein Glück und worin sein Unglück? 8Die Zahl der Lebenstage eines Menschen beträgt, wenn’s hoch kommt, hundert Jahre. 9Wie ein Wassertropfen aus dem Meer und wie ein Sandkorn (am Meer), so sind diese wenigen Jahre im Verhältnis zu einem Tage der Ewigkeit. 10Darum ist der Herr langmütig gegen sie und gießt seine Barmherzigkeit über sie aus; 11er sieht und erkennt, daß ihr Ende böse ist; darum gewährt er ihnen reichlich seine Vergebung. 12Das Erbarmen eines Menschen gilt seinem Nächsten, aber das Erbarmen des Herrn erstreckt sich über alles Fleisch (= das ganze Menschengeschlecht); er weist zurecht, erzieht und belehrt und führt wie ein Hirt seine Herde zurück; 13er erbarmt sich derer, die seine Zucht annehmen, und derer, die zu seinem Erbarmen herzueilen (?).
3. Anschließende Mahnungen und Lebensregeln verschiedener Art
a) Ahme Gottes Güte durch freundliche Worte beim Wohltun nach und lerne überhaupt angemessenes Reden und richtiges Verhalten (18,14-28)
14Mein Sohn, beim Gutestun füge keinen Vorwurf hinzu und bei keiner Gabe verletzende Worte. 15Macht nicht der Tau der Hitze des Glutwindes ein Ende? So ist auch ein (beigefügtes gutes) Wort besser als die Gabe (selbst). 16Bedenke wohl: ist nicht ein (gutes) Wort mehr wert als eine wohltätige Gabe? und beides steht einem freundlichen Manne zur Verfügung. 17Der Tor macht auf unliebenswürdige Weise Vorwürfe, und die Gabe des Mißgünstigen preßt den Augen Tränen aus.
18Ehe du redest, lerne (= unterrichte dich), und ehe du krank wirst, sorge für deine Gesundheit (= suche dir einen Arzt?); 19ehe das Gericht (Gottes) eintritt, prüfe dich selbst, so wirst du zur Zeit der Heimsuchung Verzeihung erlangen; 20ehe du in Krankheit verfällst, demütige dich, und in der Zeit deiner Verfehlungen lege Bekehrung an den Tag. 21Versäume nicht, ein Gelübde rechtzeitig zu erfüllen, und warte nicht bis zum Tode, um dich davon frei zu machen. 22Ehe du ein Gelübde tust, stelle eine sorgfältige Überlegung an und sei nicht wie ein Mensch, der den Herrn versucht. 23Denke an den Zorn (Gottes) in den Tagen des Endes und an die Zeit der Vergeltung, wenn er sein Angesicht von dir abwendet. 24Denke an die Zeit des Hungers zur Zeit des Überflusses, an Armut und Mangel in den Tagen des Reichtums. 25Vom Morgen bis zum Abend kann die Zeit sich ändern, und alles verläuft schnell vor den Augen des Herrn. 26Der weise Mann ist in allen Stücken auf seiner Hut und hütet sich in den Tagen der Sünden vor Verfehlung. 27Jeder Verständige kennt die Weisheit und zollt dem, der sie erlangt hat, Anerkennung. 28Diejenigen, welche Verständnis für Spruchreden besitzen, beweisen sich auch selbst als weise und strömen zutreffende Sinnsprüche in Menge aus.
b) Warnung, sich den bösen Lüsten hinzugeben (18,29–19,3)
29Gehe nicht deinen Begierden nach und halte dich von deinen Lüsten zurück; 30denn wenn du deiner Seele das Wohlgefallen an den Lüsten gestattest, so wird sie dich zum Gespött deiner Feinde machen. 31Habe keine Freude an häufiger Schwelgerei und beteilige dich nicht an üppigen Gelagen (h); 32mache dich nicht arm, indem du Schmausereien mit geborgtem Gelde veranstaltest, während du nichts im eigenen Beutel hast.
Die Heilige Schrift, übersetzt von Hermann Menge. Neuausgabe © 1949/2003 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. Apokryphen aus: Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments, übersetzt von Hermann Menge © 1967, Württembergischen Bibelanstalt, Stuttgart