i) Warnungen vor Voreiligkeit (bsd. im Urteilen nach dem äußeren Schein) und vor Vielgeschäftigkeit (11,1-12)
1Lobe keinen Menschen um seiner Schönheit willen und verabscheue niemand um seines Aussehens willen: 2klein ist unter den Flugtieren die Biene, und doch steht, was sie schafft, unter den Süßigkeiten obenan. 3Rühme dich nicht der Kleider, die du anhast, und überhebe dich nicht am Tage, wo du in voller Pracht erscheinst; denn wunderbar sind die Werke des Herrn, und verborgen sind seine Werke (= ist sein Walten) vor den Menschen. 4Viele Herrscher haben am Boden sitzen müssen, und der, an den niemand gedacht hatte, hat die Krone getragen; 5viele Machthaber sind schimpflich entehrt und Hochgestellte der Gewalt anderer (oder dem Unglück?) preisgegeben worden.
6Tadle nicht, ehe du geprüft hast; untersuche zuerst und dann erkläre für falsch. 7Antworte nicht, ehe du gehört hast, und falle niemandem mitten in die Rede hinein. 8Über eine Sache, die dich nichts angeht, streite nicht, und wenn Sünder zu Gericht sitzen, so setze dich nicht mit hin (?).
9Mein Sohn, laß dich nicht auf vielerlei Geschäfte ein, denn wenn du vielerlei Dinge betreibst, wirst du nicht frei von Schuld bleiben; und wenn du ihnen nachjagst, wirst du doch nichts erreichen und, wenn du davonläufst, doch nicht entrinnen. 10Mancher müht sich ab und plagt sich und hastet und bleibt nur umsomehr zurück; 11ein anderer ist langsam und bedarf der Beihilfe, hat Mangel an Kraft und Überfluß an Armut, aber die Augen des Herrn blicken gütig auf ihn, und er hebt ihn empor aus seiner Niedrigkeit (h) 12und erhöht ihm das Haupt, so daß viele sich über ihn verwundern.
k) Von Gottes allezeit sicherem Urteil und seiner immerdar gerechten Vergeltung (11,13-25)
13Glück und Unglück, Leben und Tod, Armut und Reichtum kommen vom Herrn. 13b[Weisheit und Einsicht und Kenntnis des Gesetzes kommen vom Herrn; Liebe und die Wege guter Werke kommen von ihm. Irrtum und Finsternis sind mit den Sündern zugleich erschaffen; wer sich aber seiner Bosheit rühmt, mit dem zugleich altert das Böse]. 14Was der Herr gibt, verbleibt den Frommen, und sein Wohlgefallen verleiht immerdauerndes Wohlergehen. 15Mancher wird reich durch sein Sparen und seine Knickerei, und folgender Lohn wird ihm dafür zuteil: 16er kann sagen: »Ich habe nun Ruhe erlangt, jetzt will ich meine Güter genießen«. Er weiß doch nicht, wie viel Zeit noch vergehen wird, bis er sein Gut anderen überlassen und sterben muß. – 17Mein Sohn, bleibe in deinem Berufe und laß ihn dir gefallen und werde alt in deinem Geschäft. 18Wundere dich nicht über die Erfolge der Sünder, vertraue vielmehr dem Herrn und harre in deiner Mühsal aus (h); denn ein leichtes ist es in den Augen des Herrn, einen Armen schnell und unvermutet reich zu machen.
19Der Segen des Herrn ist der Lohn des Frommen, und in kurzer Frist läßt er seinen Segen erblühen (h). 20Sage nicht: »Was habe ich noch nötig? und welche Glücksgüter können mir von nun an noch zuteil werden?« 21Sage auch nicht: »Ich habe genug, und welches Unglück kann mir von nun an noch widerfahren?« 22Zur Zeit des Glücks vergißt man das Unglück, und zur Zeit des Unglücks denkt man nicht mehr an das Glück; 23denn ein leichtes ist es dem Herrn, am Todestage einem jeden nach seinem Wandel zu vergelten. 24Böse Zeit bewirkt Vergessen des (früheren) Wohllebens, und beim Lebensabschluß eines Menschen werden seine Taten offenbar. 25Vor dem Tode preise niemand glücklich, und erst an seinem Ende wird der Mann erkannt.
11. Warnungen bezüglich des Verkehrs mit schlechten Menschen und mit Feinden, sowie vor falscher Wohltätigkeit
26Nicht jeden Menschen führe in dein Haus, denn vielfältig sind die Nachstellungen (= Listen) des Betrügers. 27Wie ein zur Jagd abgerichtetes Rebhuhn im Korbe, so ist das Herz des Stolzen und wie ein Späher (= Kundschafter) der nach einer Blöße ausspäht; 28denn hinterlistig lauernd, verkehrt er das Gute in Böses und hängt den trefflichsten Dingen einen Schandfleck an (h). 29Von einem Feuerfunken entsteht ein großer Kohlenbrand; so lauert auch ein ruchloser Mensch auf Blutvergießen. 30Sei auf der Hut vor dem Bösewicht, denn er schmiedet Unheil, damit er dir nicht einen unauslöschlichen Schandfleck anhänge (h). 31Nimmst du einen Fremden in dein Haus auf, so wird er dich in Unruhe stürzen und dich deinen Angehörigen entfremden.