Hiob 32
VII. Die Reden Elihus
1. Eingang
a) Angaben über Elihu und sein bisheriges Verhalten
1Als nun jene drei Männer es aufgegeben hatten, dem Hiob (darauf) zu antworten, daß er sich selbst für gerecht hielt, 2da entbrannte der Zorn des Busiters Elihu, des Sohnes Barachels, aus dem Geschlechte Ram (vgl. Ruth 4,19). Gegen Hiob war er in Zorn geraten, weil dieser Gott gegenüber im Recht zu sein behauptete; 3und gegen dessen drei Freunde war er deshalb in Zorn geraten, weil sie nicht die (rechte) Antwort gefunden hatten, um Hiob als schuldig zu erweisen. 4Elihu hatte aber mit einer Entgegnung an Hiob an sich gehalten, weil jene älter an Jahren waren als er. 5Als Elihu aber sah, daß im Munde der drei Männer keine Widerlegung sich fand, geriet er in Zorn. 6So nahm denn der Busiter Elihu, der Sohn Barachels, das Wort und sagte:
b) Die Selbsteinführung Elihus
aa) Elihu begründet sein bisheriges Schweigen
»Noch jung bin ich an Tagen, und ihr seid Greise; darum habe ich mich gescheut und an mich gehalten, euch mein Wissen kundzutun. 7Ich dachte: ›Das Alter mag reden und die Menge der Jahre Weisheit an den Tag legen!‹ 8Jedoch der Geist ist es in den Menschen und der Hauch (oder: Odem) des Allmächtigen, der ihnen Einsicht verleiht. 9Nicht die Bejahrten sind die weisesten, und nicht die Greise (an sich) verstehen sich auf das, was Recht ist. 10Darum sage ich: ›Hört mir zu! Laßt auch mich mein Wissen euch kundtun.‹ 11Seht, ich habe auf eure Reden geharrt, habe nach einsichtigen Darlegungen von euch hingehorcht, bis ihr die rechten Worte ausfindig machen würdet, 12ja, ich habe aufmerksam auf euch achtgegeben; doch seht: keiner hat Hiob widerlegt, keiner von euch auf seine Reden die (rechte) Antwort gegeben. 13Wendet nur nicht ein: ›Wir sind (bei ihm) auf Weisheit gestoßen: nur Gott kann ihn aus dem Felde schlagen, nicht ein Mensch!‹ 14Gegen mich hat er ja noch keine Beweisgründe ins Treffen geführt, und nicht mit euren Reden werde ich ihm entgegentreten.«
bb) Elihu erklärt, daß sein Geist sich zur unparteiischen Kundgebung seiner Einsicht getrieben fühle
15»Bestürzt stehen sie da, finden keine Antwort mehr; die Worte sind ihnen ausgegangen! 16Und da sollte ich warten, weil sie nicht mehr reden, weil sie dastehen, ohne zu antworten? 17Nein, auch ich will mein Teil erwidern, auch ich will mein Wissen kundtun! 18Denn voll bin ich von Worten; der Geist drängt und beengt mich in meinem Inneren, zu reden. 19Seht, meiner Brust geht es wie dem Wein, dem man nicht Luft schafft: sie droht zu bersten wie neugefüllte Schläuche. 20Reden will ich, um mir Luft zu schaffen, will meine Lippen auftun und entgegnen! 21Ich will dabei für niemand Partei nehmen und keinem Menschen zu Gefallen reden; 22denn ich verstehe mich nicht darauf, zu Gefallen zu reden: gar bald würde mein Schöpfer mich sonst hinwegraffen.«
Die Heilige Schrift, übersetzt von Hermann Menge. Neuausgabe © 1949/2003 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. Apokryphen aus: Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments, übersetzt von Hermann Menge © 1967, Württembergischen Bibelanstalt, Stuttgart